Rund ums Homeoffice

Von Paul Bochnig Juan, 17. Oktober 2022

Viele arbeiten schon seit Jahren immer mal wieder von zuhause aus. Spätestens seit Corona kennen es alle: das Arbeiten im Wohn- oder Schlafzimmer oder im eigenen Büro. Heute ist die Homeoffice-Pflicht ist schon lange aufgelöst. Die Arbeitstätigen kehren jedoch nicht wie erwartet zurück in ihre Büros, sondern machen es sich weiterhin zuhause bequem. Laut Deloitte steigerte sich der Anteil der zu Hause arbeitenden Erwerbstätigen von 25 auf 50 Prozent – jede zweite berufstätige Person arbeitet in der Schweiz zurzeit also im Homeoffice. Was auf den ersten Blick sehr arbeitnehmerfreundlich aussieht, kann jedoch auch Schattenseiten haben.

Arbeitsplatz und Arbeitsumgebung

Während ein Arbeitsplatz im Büro im Idealfall auf Effizienz und Einhaltung von Arbeitsschutzmassnahmen optimiert ist, sieht es im Homeoffice oft ganz anders aus. Falls nicht bereits ein Arbeitszimmer existiert, muss in vielen Fällen improvisiert werden. Der Grossteil der Erwerbstätigen kann im eigenen Zuhause den Arbeits- nicht vom Wohnbereich trennen – was auch bedeutet, dass überall Ablenkungen lauern: die eigenen Kinder, Saubermachen, Wäschewaschen gehören zu den Top 3 Ablenkungen in den eigenen vier Wänden. Viele kleine Unterbrechungen stören den Workflow und die Konzentration, sodass das übliche Arbeitspensum nur schwer erreicht werden kann. Oft scheint die Lösung zu sein, die beruflichen Verpflichtungen am späten Abend zu erfüllen, um Versäumnisse auszugleichen. Der so entstehende Stress ist kaum gesundheitsförderlich. Eine Veränderung im Selbst- und Zeitmanagement muss also her.

Ausserdem: Wer hat zu Hause schon einen ergonomischen Schreibtisch, den entsprechenden hochwertigen Bürostuhl, eine optimale Bürobeleuchtung und, und, und…? Auch die Internetverbindung ist in den eigenen vier Wänden oft nicht der Hit. Das alles kann dazu führen, dass du deine Ergebnisse nicht in der gewohnten Qualität, sondern auch nicht im üblichen Tempo abgeben oder übermitteln kannst.

Falls dir jetzt noch eine Deadline oder ein wichtiger Termin im Nacken sitzt, sind Stresssymptome unweigerlich vorprogrammiert. Langfristig können aufgrund der ungeeigneten Büroausstattung körperliche Beschwerden hinzukommen und die Belastung psychosomatisch gefördert werden.

Sollte sich abzeichnen, dass du (weiterhin) einen längeren Zeitraum im Homeoffice verbringen wirst, wäre ein Gespräch mit deinen Vorgesetzten sinnvoll. Deine mentale, physische und auch psychische Gesundheit zu schützen, ist ja im Interesse beider Seiten 😊 Eventuell gibt es die Möglichkeit, zumindest das Büro-Equipment in deine Wohnung zu bringen oder dass du dir eine neue Büroausstattung anschaffen kannst.

Betriebsabläufe optimieren

Wenn das ganze Team im Homeoffice sitzt, verändern sich teilweise auch die Betriebsabläufe. Ein weiterer Faktor, der dich und deine Kolleg:innen unter Druck setzen kann.

Auch wenn Videokonferenzen oder die Teamarbeit in der Cloud heute nichts Ungewöhnliches mehr sind, gestaltet sich die Kommunikation ausserhalb des Büros manchmal zäher und langwieriger. Eine kurze mündliche Rückfrage im Nachbarbüro ist im Homeoffice leider nicht machbar.

Ist das Weiterarbeiten an eigenen Projekten dadurch nur mit grosser Verzögerung möglich, kann das nicht selten zu Anspannung und Frustration führen. Hier ist die Firmenleitung gefragt, um Vorgänge zu harmonisieren und Abhilfe zu schaffen. Auch auf die Isolation und langfristige Vereinsamung weit ab vom gewohnten Kollegenkreis sollte ein Augenmerk gelegt werden. Was auf den ersten Blick banal erscheint, kann zu Unzufriedenheit, Mutlosigkeit und Leistungseinbussen führen.

Wichtig sind auch verbindliche Regelungen zu Arbeitszeiten und Überstunden. Besonders engagierte Mitarbeitende geraten in Gefahr, keinen Feierabend mehr zu kennen und permanent im Standby-Modus zu verharren. Die ständige Erreichbarkeit erlaubt dann kein Abschalten und Entspannen, was sich auf Dauer auf die Gesundheit auswirken kann. Um leistungsfähig zu bleiben, müssen die eigenen Batterien auch wieder aufgeladen werden. Daher ist es wichtig, nach Arbeitsende das Smartphone und den Laptop auszuschalten und sich die verdiente Ruhe zu gönnen.

Auch wenn die Angst vor Arbeitsplatzverlust in einigen Branchen gerade in Pandemiezeiten zugenommen hat, können die ständige Mehrarbeit und pausenlose Einsatzbereitschaft mehr schaden als nutzen. Die dauernde Belastung, Anspannung, Unsicherheit und eine eigentliche gut gemeinte Aufopferungsbereitschaft könnten auf Dauer zu einem Burnout führen. Falls du bemerkst, dass du auch privat häufiger gereizt reagierst, vergesslich wirst und dir immer mehr Fehler unterlaufen, solltest du deine Arbeitsweise und -organisation hinterfragen.

Tipps, um auch im Homeoffice gesund zu bleiben

  • Erstelle einen Arbeitsplan, der Arbeitszeiten und Pausenzeiten enthält. Dein Smartphone kann dich daran erinnern, dass es Zeit ist, den Bleistift fallen zu lassen und an die frische Luft zu gehen.

  • Sorge für eine optimale Arbeitsumgebung. Falls möglich, richte dir zu Hause einen eigenen Raum ein, in dem du ungestört deiner beruflichen Tätigkeit nachgehen kannst. Falls dies nicht möglich ist, schaffe zumindest eine ruhige Ecke – vielleicht abgeschirmt durch einen Raumteiler oder Paravent – für einen Arbeitsbereich, der nur dir gehört.

  • Statte deinen Arbeitsbereich, so weit wie möglich, mit professionellem Equipment aus. Dazu gehören mindestens ein verstellbarer Schreibtisch und ein ergonomischer Stuhl, den du nach deinen Bedürfnissen einstellen kannst.

  • Versende nicht nur E-Mails, sondern nutze auch Video-Calls, bei denen du deine Kolleg:innen ab und zu sehen kannst. Dadurch wirst du dich auch fern ab von deinem Betrieb nicht abgeschottet und isoliert fühlen. Die Kontaktpflege ist ein probates Mittel, um Einsamkeit vorzubeugen.

  • Versuche in deinen Pausenzeiten, allen elektronischen Medien den Rücken zu kehren (das gilt auch für alle, die nicht im Homeoffice sitzen 😉). Den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu sitzen, um am Abend auf die Couch zu wechseln und dem Fernsehgerät zu folgen, ist keine gute Idee. Du wirst merken, dass du dich unwohl, gereizt und körperlich nicht ausgelastet fühlst. Vielleicht kannst du eine neue Routine mit Sport, Gesprächen oder einem guten Buch nach Feierabend entwickeln. Nimm deine eigenen Bedürfnisse ernst, schlafe ausreichend und halte dich in deinem eigenen Interesse an deine geplanten Pausenzeiten.

  • Da du im Homeoffice weniger Kontakt mit deinen Arbeitskolleg:innen hast, erzähle deiner Familie und deinen Freund:innen etwas über deine Arbeit und was dich bewegt. Vielleicht erfahren sie sogar zum ersten Mal, welche Aufgaben du eigentlich tagtäglich bewältigst.

  • Falls du dich in deiner derzeitigen Situation Zuhause nicht wohlfühlst oder vielleicht sogar an Schlaflosigkeit und depressivem Verhalten leidest, trau dich unbedingt, professionelle Hilfe zu beanspruchen.

Weiterführende Informationen

Weitere Tipps und Tricks hält das E-Book «Die Zukunft des Homeoffice: Insights, Chancen und praktische Lifehacks» für dich bereit. Des Weiteren klärt dich der kostenlose Ratgeber über Pflichten von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden auf und zeigt am Beispiel von Best Practices, wie sich das Homeoffice in den letzten Jahren entwickelt hat.

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