Arbeitsmodelle

Kennt ihr die Patchworkkarriere? Die Portfoliokarriere? Die Bogenkarriere? Wir führen euch durch den Dschungel der Laufbahn- und Arbeitsmodelle und stellen die wichtigsten kurz vor.

Früher galt sie als Massstab für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn schlechthin, zumindest für Männer: Die lineare, auf Aufstieg ausgerichtete Karriere, häufig im Rahmen einer Vollzeitanstellung bei einem einzigen oder ein paar wenigen Arbeitgebenden im Laufe des Lebens. Heute kann eine solche mehr oder weniger geradlinige Führungslaufbahn bei einer erzwungenen oder freiwilligen Neuorientierung zu einem Risiko werden, falls die Kompetenzen und Erfahrungen in einem zu engen Feld erworben wurden oder keine fachliche Weiterentwicklung stattgefunden hat.

Schon vor Jahrzehnten erhielten zwei weitere Laufbahnmodelle einen Namen und damit eine gewisse Anerkennung: Zum einen die Projektlaufbahn, die nicht auf den hierarchischen Aufstieg, sondern auf das Leiten von Projekten setzt, typischerweise aber auch hier mit zunehmender Verantwortung über den Lauf der Zeit. Zum anderen die Fachlaufbahn, eine Abfolge von thematisch verwandten Anstellungen ohne Führungs- oder Projektleitungsverantwortung, beispielsweise als Mitarbeiter:in einer Stabsstelle.

Höchst individuelle Abfolgen

Während Jobwechsel, Unterbrüche oder Umorientierungen früher fast immer als Makel angesehen wurden, beurteilen sie manche HR-Verantwortliche heute nicht mehr a priori negativ. Analog zum Beziehungsmodell der Patchwork-Familien spricht man von Patchwork- oder Mosaik-Laufbahnen. Gemeint sind höchst individuelle Abfolgen und Kombinationen von Erwerbstätigkeiten (angestellt oder selbstständig), Erziehungs- und Haushaltsarbeit, Reisen, Weiterbildungen, Freiwilligenarbeit usw. Moderne Arbeitgebende schätzen den Erfahrungsschatz und die Motivation im «Hier und Jetzt», auch wenn die bisherige Laufbahn kurvenreich – man könnte auch sagen: in Loopings – verlaufen ist.

Verwandt mit der Patchwork- oder Mosaikkarriere ist die Portfolio-Karriere: Portfolio-Worker:innen konzentrieren sich nicht auf einen einzelnen Arbeitgebenden, sondern kombinieren verschiedene Jobs und Projekte. Im Unterschied zur Patchwork- oder Mosaikkarriere ist das thematische Spektrum meist enger, Portfolio-Worker:innen bieten ihre Kompetenz und ihre Arbeitskraft einfach gleichzeitig verschiedenen Arbeitgebenden oder Kunden an. Portfoliokarrieren werden manchmal auch als hybride Karrieren bezeichnet, insbesondere wenn eine Anstellung und eine berufliche Selbstständigkeit kombiniert werden.

Patchwork-, Mosaik-, Portfolio- oder Hybridkarriere: Insbesondere bei diesen Laufbahnmodellen wird vorübergehend oder dauerhaft Teilzeit gearbeitet – in allen Alterskategorien übrigens weit häufiger von Frauen als von Männern. Wenn zwei Personen eine Vollzeitstelle gemeinsam übernehmen, spricht man von Jobsharing, im Leitungsbereich von Topsharing. Gemäss Zahlen des Bundesamtes für Statistik ist diese Form allerdings noch ein Randphänomen, lediglich vier Prozent der Angestellten arbeiten im Jobsharing.

Mehr zum Job- und Topsharing erfahrt ihr im Interview mit Karin Ricklin:

Ausklingen lassen oder neu durchstarten?

Ein inzwischen ziemlich bekanntes Konzept – die sogenannte Bogenkarriere – nimmt meist Bezug auf die traditionelle Führungskarriere: Nach der Phase des beruflichen Aufstiegs folgt bei vielen für Jahre, teils für Jahrzehnte eine Art Karriere-Plateau. Ist das reguläre Pensionierungsalter bereits in Sicht, manchmal zwei, drei oder auch deutlich mehr Jahre vor dem Erreichen des 65. Lebensjahres, reduzieren bei der Bogenkarriere die älteren Arbeitnehmenden die Arbeitszeit und geben Verantwortung ab. Diese Art der Gestaltung späterer Berufsjahre kommt noch nicht sehr häufig zur Anwendung, aber viele Organisationen tüfteln an entsprechenden Modellen zur Umsetzung. Die Bogenkarriere «wäre eigentlich ein recht sanfter Übergang ins Pensionsalter, was unserer biologischen Entwicklung entspricht», sagte Daniel Bürki im Interview mit dem Kaufmännischen Verband. Die Bogenkarriere wird wohl angesichts der steigenden Lebenserwartung und des Fachkräftemangels in gewissen Branchen an Bedeutung gewinnen, da Menschen über die rechtzeitige Entlastung dem Unternehmen möglicherweise länger zur Verfügung stehen. Bereits heute sind übrigens rund ein Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen über das Rentenalter hinaus erwerbstätig, Tendenz steigend. Mehr zur «Regenbogenkarriere» erfahrt ihr auch im Interview mit Nadja Fischer:

Bogenkarriere bei der Zürcher Kantonalbank

Silvia von der Zürcher Kantonalbank hat einfach gemacht, wovon viele immer nur träumen: Sie hat bereits vor ihrem Berufsende Verantwortung in andere Hände gelegt und eine sogenannte «Bogenkarriere» eingeschlagen. Was ihre Kolleginnen und Kollegen dazu gesagt haben und wie ihr Arbeitsalltag heute aussieht, hat uns Silvia am Loopings Partnerevent erzählt. Film ab!

Der Sprung in etwas ganz Anderes

Abschliessend möchten wir auf den noch eher unbekannten Begriff «Encore Career» eingehen: Gemeint ist ein beruflicher Umstieg in der letzten Phase der Erwerbstätigkeit in ein gänzlich neues Feld. Gründe dafür gibt es fast so viele, wie es Personen gibt, die diesen Schritt wagen – sei es die Erfüllung eines lang gehegten Traums, die Umsetzung einer eigenen Geschäftsidee oder einfach die passende Gelegenheit, die ergriffen wird. Häufig steht auch der Wunsch dahinter, die erworbenen Kompetenzen und die eigene Erfahrung in den Dienst der Gesellschaft zu stellen und sich weiter einzubringen («noch einmal etwas bewirken»). Einige dieser beeindruckenden Geschichten findet ihr auf Loopings unter «Geschichten beruflicher Veränderung», hunderte weitere berufliche Umstiege hat Mathias Morgenthaler dokumentiert.

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