Stellensuche

Wie sucht (und findet) man heutzutage eine neue Stelle? Gerade wenn man nicht mehr super jung ist, hilft ein Blick auf verschiedene Herangehensweisen und aktuelle Trends.

Die Stellenmärkte in den Tageszeitungen werden immer dünner, während die Online-Angebote auf Stellenportalen wie jobs.ch oder monster.ch explodieren. Die Portale bieten im Vergleich zu gedruckten Stellenanzeigen viele zusätzliche Funktionen: Die Suche nach Branchen, Funktionen oder Stichworten, das Hinterlegen eines Such-Abos sowie die Möglichkeit, das eigene Profil hochzuladen und so das Pferd andersherum aufzuzäumen.

Weitere Online-Angebote sind sogenannte Crawler, die Unternehmenswebseiten nach offenen Stellen durchforsten und die Suchergebnisse ähnlich wie die Stellenportale strukturiert und übersichtlich auf einer Website darstellen. Da praktisch jede Firma ihre Stellen auf der eigenen Website ausschreibt, decken die Crawler das Angebot ziemlich gut ab.

Ergänzend zur Suche auf diesen Plattformen sollte man sich in den beruflichen sozialen Netzwerken präsentieren: auf jeden Fall auf LinkedIn, optional auch auf XING. Schliesslich darf man auf keinen Fall den sogenannten «verdeckten Stellenmarkt» ausser Acht lassen: Gemeint sind alle Stellen, die nie öffentlich ausgeschrieben werden – und das sind nicht wenige. Hier verschafft man sich mit Spontan- oder Direktbewerbungen (auch Initiativbewerbungen genannt) und Networking eine Pole-Position. Man sagt, dass deutlich mehr als die Hälfte der Jobs nicht über den Umweg der öffentlichen Ausschreibung vergeben werden.

Zeitgemässe Bewerbungsunterlagen

Mit der Digitalisierung haben sich auch die Anforderungen an Bewerbungsunterlagen verändert. Kaum eine Firma möchte heute noch ein Mäppchen aus der Papeterie zugeschickt bekommen. Gefordert sind PDF-Dokumente, übermittelt per E-Mail oder hochgeladen in einem Bewerbungstool. In diesen Tools sind zudem teilweise längere Fragebogen auszufüllen. Das erleichtert den HR-Abteilungen und Entscheider:innen die Übersicht und die Verwaltung der Unterlagen.

Was meist gleich geblieben ist, sind die geforderten Elemente für eine Bewerbung: Ein Bewerbungsschreiben (wobei darauf einige Grossunternehmen inzwischen verzichten), ein tabellarischer Lebenslauf (auch Curriculum Vitae, kurz CV genannt) – meist mit Foto – sowie die eingescannten Arbeitszeugnisse und Diplome. Aus Sicht der stellensuchenden Person erfüllen die Bewerbungsunterlagen die folgende Funktion: Das Interesse des potenziellen Arbeitgebers zu wecken und eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch zu ergattern. Dazu muss die Arbeitgeberin von der grundsätzlichen Eignung und im Fall, dass ein Anschreiben gefordert wurde, von einer klaren Motivation für die ausgeschriebene Stelle überzeugt werden. Nicht umsonst wird das Bewerbungsschreiben auch als Motivationsschreiben bezeichnet. Beim Verfassen eines solchen Textes ist es wichtig, sich vorab wirklich Gedanken zu machen, was einen mit der Mission der Organisation verbindet, einen am Themenfeld begeistert und wie man vorhat, den Job auszufüllen. Am besten holt man sich noch Feedback von wortgewandten Freundinnen oder Kollegen ein und lässt jemanden die Rechtschreibung checken – sicher ist sicher. Der erste Schuss sollte sitzen.

In der Schweiz holen die meisten Firmen vor einer Anstellung Referenzen ein. Da sie aber erst gegen Ende des Bewerbungsprozesses ins Spiel kommen, müssen sie meist nicht zwingend bereits im CV aufgeführt werden. Natürlich muss man die Referenzpersonen anfragen, bevor man ihre Kontaktangaben dem künftigen Arbeitgebenden mitteilt.

Was mit 40 oder 50 besonders wichtig ist

Im CV steht der eigene Jahrgang, und auch das Foto verrät einiges. Wie gehen ältere Stellensuchende mit dieser Tatsache am besten um? Markus Theiler, Geschäftsführer des Personaldienstleisters Jörg Lienert AG, rät: «Ältere Bewerber und Bewerberinnen müssen besonders gut überlegen, welchen Mehrwert sie einem Unternehmen bieten. Und sie müssen diesen Mehrwert möglichst klar aufzeigen». Das sei wichtiger als die Betonung der langen Erfahrung.

Theiler stellt fest, dass vielen Unternehmen die Zeit und die Motivation fehlt, um neuen Mitarbeitenden langwierige Einführungen zukommen zu lassen. Manchmal gingen Organisationen davon aus, dass dies bei älteren Mitarbeitenden eher notwendig sei, weil sie vielleicht nicht mehr so aufnahmefähig seien wie junge Mitarbeitende. Daher sollte man als Stellensuchende:r der Firma klar und gewinnend aufzeigen, was man in kurzer Zeit beitragen kann und dass lebenslanges Lernen, sei es täglich on the job oder im Rahmen von Weiterbildungen, für einen vollkommen normal ist.

Gemäss Theiler wird es ab etwa 57 Jahren häufig schwieriger mit einem Stellenwechsel. Die Unternehmen würden meist nach einer Perspektive von sieben oder zehn Jahren verlangen, was ab einem gewissen Alter nicht mehr erfüllt werden kann. Aber immerhin hat man als älterer Mitarbeiter den Bonus, dass man nicht gleich wieder abspringt, wie das ein jüngerer vielleicht tut. Nebst dem Lebensalter kann übrigens ein Handicap sein, wenn man 20 Jahre oder mehr beim gleichen Arbeitgeber, vielleicht sogar in der gleichen Funktion, tätig war. Gemäss Theiler hat man die besseren Karten, wenn man in dieser Zeit in verschiedenen Kontexten Erfahrungen gesammelt hat (ohne aber jedes zweite Jahr die Stelle gewechselt zu haben). Im Endeffekt kommt es darauf an – wie auch immer die eigene berufliche Laufbahn verlief – ringsum eine Geschichte zu entwickeln, die für einen selbst und damit auch für andere interessant ist, Entwicklung zeigt und Sinn ergibt.

Im Vorstellungsgespräch als Person überzeugen

Wer die Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommt, sollte sich zuallererst ein Cüpli oder eine Apfelschorle genehmigen und sich gratulieren: Das Bewerbungsdossier hat überzeugt und man hat es in die engere Wahl geschafft! Nun befasst man sich noch eingehender als zuvor mit der Firma und der avisierten Position. Im Gespräch selbst geht es darum, die richtige Balance zwischen Höflichkeit und Durchsetzungsfähigkeit, zwischen Anpassung und Unabhängigkeit zu finden. Weder unterwürfige Bittsteller:innen noch überhebliche Angeber:innen werden gerne eingestellt.

Schlussendlich müssen die Vertreterinnen und Vertreter des Unternehmens von der eigenen Kompetenz und Persönlichkeit überzeugt werden: Man soll der Bewerberin oder dem Bewerber die ausgeschriebene Stelle vollumfänglich zutrauen, aber man soll auch gerne mit ihr zusammenarbeiten wollen. Es schadet also nicht, wenn man ein bisschen Charme spielen lässt! Selbstredend entspricht das Outfit den Gepflogenheiten der Branche, und man erscheint pünktlich und ausgeschlafen zum vereinbarten Termin.

Im Vorstellungsgespräch werden die Bewerber:innen meist auch nach ihren Lohnvorstellungen gefragt. Daher sollte man sich darauf vorbereiten, zum Beispiel mithilfe eine Lohnrechners. Ältere Arbeitnehmende müssen wissen: Heute ist es längst nicht mehr selbstverständlich, dass mehr verdient, wer älter ist. Man sollte seine Arbeitskraft zwar nicht unter Wert verkaufen, aber zu Konzessionen bereit sein, gerade wenn man vielleicht die Branche wechselt oder die Konkurrenz stark ist. Wichtig: In den Lohnverhandlungen spricht man über den Marktwert der Arbeitsleistung, nicht über den Selbstwert. Das auseinanderzuhalten, ist manchmal schwierig, kann aber hilfreich sein.

Mit Absagen umgehen

Die Statistiken zeigen immer wieder: Ältere Stellensuchende sind zwar nicht häufiger arbeitslos als jüngere, aber wenn sie es einmal sind, bleiben sie es im Durchschnitt deutlich länger. Absagen sind daher meist unvermeidbar, und das kann an die Nieren gehen. Markus Theiler von der Jörg Lienert AG sagt dazu: «Es ist einfach zu sagen, aber schwierig umzusetzen: Man sollte Absagen nicht persönlich nehmen, sondern möglichst versachlichen.» Hilfreich sei es daher, nachzufragen und die Bewerbungsphase als Lernprozess zu begreifen. Demnach sollte man es nicht immer wieder mit der gleichen Strategie versuchen, sondern auch neue Wege beschreiten. Es könne zum Beispiel hilfreich sein, die Bewerbungsunterlagen gegenlesen zu lassen oder Bewerbungsgespräche im Rollenspiel zu trainieren. Schliesslich würde Theiler «es nicht empfehlen, ins Leere hinaus zu kündigen, ausser man befindet sich in einer Notlage.» Die Stellensuche sei häufig einfacher aus einer bestehenden Anstellung heraus als aus «dem Nichts». Entsprechend kann es auch sinnvoll sein, einen angebotenen Job, der nicht allen Erwartungen entspricht, erst einmal anzunehmen und dann aus dieser Situation heraus weiter die Augen offen zu halten.

Weiterführende Informationen

Aus der Loopings Landkarte