Dieter Rösch kommt aus einer Winzer-Familie. Er hingegen hat sich für eine Karriere beim Militär entschieden. Mit jungen 53 Jahren wurde Dieter Rösch in den Ruhestand versetzt. Heute betreiben er und seine Frau Sabine das Weingut «Vinessli» in Weil am Rhein-Ötlingen mit angegliederter Edelbrennerei.
Die Idee hat ihren Ursprung in den sechziger Jahren. Damals habe ich eine landwirtschaftliche Ausbildung im Betrieb meiner Eltern absolviert und diese auch abgeschlossen.
Danach habe ich während meiner gesamten Berufslaufbahn nie ganz losgelassen und meine Eltern oft bei der Arbeit im Weinberg unterstützt. Es war für mich immer ein schöner Ausgleich.
Nach Abschluss meiner Lehre habe ich die obligatorische Militärzeit angetreten. Dort bekam ich dann ich die Möglichkeit, zum fliegenden Personal auf Helikopter zu kommen – komplett mit Ausbildung und allem, was dazugehört. Ich habe diese Chance ergriffen bin während meiner gesamten Berufslaufbahn beim Militär geblieben.
Mit 53 wurde ich aus meiner Tätigkeit als Berufssoldat und aufgrund meiner Fliegerei in den Ruhestand versetzt.
Um die Hände in den Schoss zu legen, war ich noch viel zu jung. Nichtstun ist nicht meine Stärke und ohne Erfolgserlebnisse ist für mich das Leben öde und leer. Also habe ich mich entschlossen, mit eigenen Händen was zu machen und meine uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit zu geniessen. Der Ertrag aus meiner Selbstständigkeit ist dabei eher zweitrangig, da ich eine volle Rente beziehe.
Schon vor meiner Pensionierung habe ich mal eine persönliche Inventur gemacht: «Was habe ich alles gelernt? Welche Ressourcen sind vorhanden?». Schlussendlich kam ich zu meinem Ursprung zurück: den Weinbau. Das Winzer-Know-how war bei mir teilweise bereits vorhanden, aber auf einem veralteten Stand.
Die Rebflächen und die passenden Ökonomiegebäude sind durch Erbschaft in meinen Besitz gekommen. Die jetzt von uns bewirtschafteten Reben waren damals allerdings zum grössten Teil verpachtet. Ich musste natürlich auch alles mit meiner Frau absprechen, denn ohne sie würde alles nur mit halber Kraft laufen. Auch sie ist mittlerweile begeisterte Winzerin. Um das Wissensdefizit aufzufüllen, haben wir uns auch beide gemeinsam weitergebildet in Kellertechnik und Sensorik.
Eine gute Verbindung zu regionalen Medien, die mich in ihren Regionalberichten auch sehr unterstützt haben, hat mir guten Rückenwind verschafft. Zudem habe ich Schilder an meinen Weinbergen aufgehängt, wo sehr gut frequentierte Wanderwege vorbeiführen. Der Rest war Mund-zu-Mund-Propaganda. Gebührenpflichtige Werbung habe nur ganz wenig in Anspruch genommen.
Die Finanzierung war wohl der grösste Happen. Die ganzen Rebanlagen waren veraltet und mussten komplett neu angelegt werden, Maschinen und Geräte angeschafft und der Keller eingerichtet werden. Ich konnte die Kosten etwas senken, indem ich gebrauchte statt neue Maschinen kaufte. Den Wein so hinzubekommen, dass ihn die Kunden auch kaufen, war auch nicht gerade einfach.
Weil ich durch meine Eltern immer Kontakt zur Winzerei hatte, war vieles im Voraus schon absehbar, sodass alles im Grossen und Ganzen auch wie erwartet eingetroffen ist.
Meine Frau und ich werden das Weingut weiterführen, solange es gesundheitlich machbar ist. Es sind zwar Familiennachfolger da, aber die haben im Moment noch andere Interessen.
Ich habe, wie weiter oben bereits erwähnt, bereits vor der Pensionierung eine persönliche Inventur gemacht («Was kann ich? Was will ich? Welche Ressourcen habe ich?», …) und mich dann auf den Weg gemacht. Diese Vorgehensweise war sehr hilfreich und ich würde sie auch zukünftigen Neustartern empfehlen.
2016 habe ich drei Weine zum grössten Weinwettbewerb der Welt, der AWC Vienna, geschickt und eine Bronze- eine Silber- und zur Krönung eine Goldmedaille geholt! Was will man mehr?