Alex Stöckli, der in Kürze in die vorzeitige Pensionierung geschickt wird, antwortet auf diese Frage mit «Aber klar! Da bleiben ja noch mindestens 10 bis 15 Jahre!» Und wie geht's jetzt weiter? Trübsal blasen kommt für Alex nicht in Frage. Er will Neues lernen, verschiedene Dinge ausprobieren, einen Blog schreiben, vielleicht sogar ein Start-up gründen.
Mit 60 ist mir das eindeutig zu früh. Ich hatte aber auch schon in Planung, mein Pensum etwas zu reduzieren und nebenbei etwas anderes zu machen. Jetzt habe ich halt einen Schubser bekommen und ich muss mir überlegen, was ich die nächsten 10 Jahre beruflich machen will.
Was mir bei der Sache am meisten stört ist, dass ich den Zeitpunkt nicht selbst bestimmen kann, an dem ich sage «jetzt habe ich Lust auf was Neues». Selbstverständlich erlebe ich das auch nicht gerade als Wertschätzung von der Firma, für die ich lange Jahre tätig war…
Nicht wirklich. Der Entscheid kam ja schnell und recht überraschend. Aber ich bin auch der Meinung, dass man erst dann richtig aktiv werden soll, wenn der Fall eintritt. Lange im Voraus zu planen ist nicht so mein Ding.
Klar! Ich würde gerne in einem Unternehmen weiterarbeiten. Es müssten aber spannende Aufgaben sein und die Arbeitszeiten möglichst flexibel – wenn ich schon die Wahl habe…
Noch vor 10 Jahren waren beide Themen noch sozusagen «Nischenprodukte». Wenn sie denn in dem Sinne überhaupt existiert haben. Vor 10 Jahren hatte man eine Anstellung zu einem bestimmten Pensum und pendelte Tag für Tag zur Arbeit. Heute sind flexible Arbeitsmodelle jedoch ein Must. Es hat sich in dem Bereich also ganz viel getan in der Zeit.
Aber auch im Bereich Gesundheitsmanagement. Das hat enorm an Bedeutung gewonnen. Die Gesundheitsförderung bestand damals vor 10 Jahren oft ganz rudimentär aus ein paar Einzelmassnahmen zu Bewegung und Ernährung (als Mitarbeiter-Benefits). Heute ist die Gesundheitsförderung fester Bestandteil der Strategie. Und es ist allseits anerkannt, dass gerade auch die Art der Führung, die Arbeitsbedingungen und die Firmenkultur grossen Einfluss auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden haben. Und glücklichere Mitarbeitende sorgen für glücklichere Kunden.
Viele Unternehmen haben deshalb erkannt, dass Gesundheitsmanagement (oder neudeutsch: Wellbeing) ein zentrales Element für das Arbeitgeber-Image, aber auch für ihre Bottom- und Topline ist.
Es war spannend, bei dieser enormen Entwicklung dabei zu sein und sie mitzugestalten.
Den Zauberstab hätte ich mir eher im Bereich Gesundheitsmanagement gewünscht: Ich hätte gerne erfolgreicher vermittelt, dass die «Kundenorientierung» einfach nur eine leere Floskel bleibt, wenn nicht das Wohlergehen der Mitarbeitenden in all seinen Facetten im Zentrum steht: Spass an der Arbeit, Handlungsspielraum, Sinnhaftigkeit, Wertschätzung, Anerkennung, Entwicklungsmöglichkeiten, Angstfreiheit und so weiter.
Das Gesundheitsmanagement ist daher meiner Meinung nach noch unvollendet. Bei FlexWork haben wir das meiste jedoch gut umsetzen können. Das Erfolgsrezept war, Angebote zu schaffen, ohne sie in ein starres Regelwerk zu stecken, und gleichzeitig auch auf die Eigenverantwortung aller Beteiligten zu vertrauen.
Am wenigsten Erfolg hatte unsere Initiative «Teilzeitmann». Ich wünsche mir für die nahe Zukunft, dass Männer und Frauen ihre festgefahrenen Geschlechterrollen mehr hinterfragen und sie aufbrechen, mutiger sind und lustvoller Neues ausprobieren.
Jeder Mensch, egal welchen Geschlechts oder welchen Alters, ist ein Individuum und will auch so gesehen und behandelt werden. Das gilt für absolut alle und verbindet in dem Sinne auch.
Ich halte deshalb nicht allzu viel von generationenspezifischen Massnahmen in Unternehmen. Es sollten eher sinnvolle Massnahmen eingeführt werden, die je nach den individuellen Bedürfnissen eigenverantwortlich, flexibel und möglichst unbürokratisch angepasst werden können. Hier zwei Vorschläge:
«Teilzeit» hat für einen Mann, der eben Vater geworden ist, für einen Mitarbeiter, der mit 40 eine grössere Ausbildung beginnt oder für einen kurz vor der Pensionierung stehenden Mitarbeiter völlig unterschiedliche Beweggründe und muss ganz anders gestaltet werden. Auch der Grad der Flexibilität ist unterschiedlich. Im einen Fall ist eine stabile Regelung gewünscht, in einem anderen braucht es immer wieder spontane Anpassungen.
Ganz ähnlich ist es mit flexiblen Arbeitszeiten. Eine Mutter ist froh, wenn sie die gegebenen Rahmenbedingungen der Kinder berücksichtigen und für Notfälle auch mal situativ ändern kann. Ein Snowboardfan macht vielleicht gerne übers Jahr viele Überstunden und ist dann den ganzen Januar in den Bergen.
Unterschiede gibt es viele und jede Studie findet weitere. Die tatsächlichen Generationenunterschiede sind meiner Meinung nach aber zu vage, um daraus zielgruppenspezifische Aktionen abzuleiten. Denn die Zuschreibungen, die dabei herauskommen, gelten meist für alle Generationen – wenn vielleicht auch in verschiedenem Ausmass.
Die Unterschiede und die Bedürfnisse, die daraus resultieren, sollten auf jeden Fall aufgenommen und ernst genommen werden. Aber immer im Sinne von «keep it simple»! Und dafür sollten eher individuelle Angebote und Anpassungen zugelassen werden, die nichts mit dem physischen Alter zu tun haben.
Ein Ansatzpunkt könnte sein, stärker auf Lebensphasen als auf Generationen einzugehen: Berufseinstieg, Familienphase, Neustart, Midlife-Crisis, Pflege der Eltern und so weiter.
Die Herausforderungen, die sich in all diesen Lebensphasen stellen, sind meiner Meinung nach konstanter und aussagekräftiger als die Gemeinsamkeiten oder Unterschiede der einzelnen Generationen.
Was die Haltung betrifft, scheint mir wichtig, dass jede Generation in jeder Lebensphase die gleiche Wertschätzung und die gleichen Chancen erhält. Das ist leider nicht selbstverständlich. Ich bin ins Berufsleben gestartet, als man(n) mindestens 50 sein musste, um sich einen Namen zu machen und «jemand zu sein» in der Firma. Heute reissen sich alle um die Generation Y – die man dann aber oft ins Wartezimmer stellt, da Generation X das Sagen hat (und behalten will). All dies bremst Ideen und Innovationen, Qualität und Beziehungen und viele weitere Potenziale aus.
Das weiss ich noch nicht wirklich. Sicher werde ich viel Neues lernen, Verschiedenes ausprobieren und die Dinge balancieren…
Was ich schon mal begonnen habe und mir im Moment viel Spass macht: ich schreibe einen eigenen Blog. Dadurch habe ich auch schon einige interessante Leute kennengelernt. Wer weiss, vielleicht ergibt sich daraus auch beruflich etwas Spannendes.
Ich könnte mir vorstellen, als Freelancer tätig zu sein oder mich selbständig zu machen. Ziemlich fix ist auch schon eine Ausbildung und ich will mich auf jeden Fall fachlich à jour halten. Es soll daraus aber kein 100-120%-Job werden. Ich möchte auch Zeit für Anderes haben. Ich will selbstbestimmt und spontan von Tag zu Tag entscheiden, wofür ich die gewonnene Zeit nutze.
Grundsätzlich nichts anderes als ich sowieso vorhabe. Gut möglich, dass ich wirklich noch ein Start-up gründe. Dann werde ich mich mit dem Geld in einem richtig coolen Coworking Space einmieten. Dass das Start-up das innovativste in den Bereichen Betriebliche Gesundheit, Wellbeing, Kultur und Employee Experience wird, versteht sich von selbst ;-)