Unser neuestes Mitglied im Loopings Stiftungsrat: Nicole Lauener. Als Fundraising-Spezialistin wird uns Nicole bei der weiteren Vernetzung mit den passenden Organisationen und Förderstiftungen unterstützen und dabei ihr riesen Fundraising-Herz einbringen – unsere grosse Mission braucht schliesslich Verbündete! Ein Interview.
Wie es die Einleitung zum Interview schon antönt: Ich bin Fundraiserin aus Leidenschaft und das sagt eigentlich schon viel über mich aus! Sich mit voller Überzeugung und ganzem Engagement einzubringen, das ist ein wesentlicher Charakterzug von mir, der mich in meinem bisherigen Leben stets begleitet hat und auch weiter antreibt. Sei es beruflich, privat oder während meiner politisch aktiven Zeit: Ich bin ausserordentlich interessiert an gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themen, ich brauche den persönlichen Austausch mit anderen Menschen und habe Freude, mich auch immer mal wieder aus meiner Komfortzone zu bewegen.
Seit einem Jahr verantworte ich bei der Rheumaliga Schweiz das institutionelle Fundraising. Hauptsächlich suche und pflege ich den Kontakt zu Förderstiftungen, welche aufgrund ihres Stiftungszwecks unsere Projekte finanziell unterstützen können oder wollen und ich motiviere sie, sich für ein Engagement bei uns zu begeistern. Zuvor habe ich bei der Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe das Stiftungsfundraising auf- und während mehr alssechs Jahren ausgebaut und etabliert.
Gerade weil ich im NPO-Bereich tätig bin, ist es für mich absolut essenziell, dass ich mich als Fundraiserin auch in einem überdurchschnittlichen Mass mit der Organisation identifiziere und sie insbesondere gegen aussen überzeugend und authentisch repräsentiere. Also so gesehen bin ich als Fundraiserin definitiv immer «on a mission».
Lange Jahre war ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis «Madame Sternschnuppe» und habe jeweils begeistert vom Engagement der Stiftung für Familien mit beeinträchtigten Kindern berichtet. In meinem Umfeld hat man mich inzwischen «als Botschafterin der Rheumaliga Schweiz» wahrgenommen, was mich sehr freut und mir auch bestätigt, dass ich an meinem neuen Wirkungsort gut angekommen bin. Allerdings bin ich bezüglich der Thematik Rheuma immer noch am Lernen. Ich wusste vor meinem Eintritt in die Organisation – wie wahrscheinlich die Mehrheit der Bevölkerung – nicht viel über rheumatische Erkrankungen, die immerhin rund zwei Millionen Menschen in der Schweiz betreffen.
Ich bin persönlich absolut vom Sinn und der Wirkung des lebenslangen Lernens überzeugt. Ich finde, es geht dabei auch immer wieder darum, sich etwas zuzutrauen und auch zuzumuten. Das stärkt das eigene Selbstwertgefühl und zwingt einen dazu, agil und offen für Neues zu bleiben. Und es geht mir dabei nicht ausschliesslich um theoretisches Wissen, das ich mir immer wieder neu aneigne und damit mein bisheriges Fachwissen ergänze. Der Erfahrungsaustausch unter den Teilnehmenden beispielsweise in einem Weiterbildungssetting und auch die Möglichkeit, mal wieder innezuhalten, sich intensiv mit einer Thematik zu beschäftigen und das neugewonnene Wissen in den Berufsalltag und auch ins private Leben einfliessen zu lassen, das finde ich einfach wichtig für die eigene Persönlichkeit. Wie heisst es so schön: «Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein!»
Der Wirkungsbereich der Stiftung hat mich auf Anhieb angesprochen und ich bin überzeugt, dass die Stiftung den «Nerv» der heutigen Zeit genau getroffen hat. Die Arbeitswelt befindet sich ja aktuell in einer unglaublich grossen Transformation. Dabei hat auch der ganze Themenbereich, welches Potenzial ältere Mitarbeitende in eine Firma einbringen, mit dem akuten Fachkräftemangel nochmals eine ganz neue Dimension erhalten. Dabei ist die Tatsache gar nicht neu, wie wertvoll der Austausch zwischen Jung und Alt ist und dass gemischte Teams, auch was das unterschiedliche Alter in den Gremien anbetrifft, einfach erfolgreicher sind. Persönlich empfinde ich den beruflichen und privaten Austausch mit meinen jüngeren Berufskolleginnen in unserem Fundraising-Team als unglaublich bereichernd.
Die vielen kleinen Loopings sind wohl dem grossen Looping namens «Familiengründung» geschuldet.
Als unsere beiden Söhne noch klein waren, wollte ich neben der Familienarbeit immer beruflich und ehrenamtlich tätig bleiben. Für mich war aber der Verbleib in der Werbewirtschaft keine Option: denn auch wenn die Branche gegen aussen oftmals ein modernes Image pflegt, so waren meine Arbeitstage nicht planbar, also nicht familienkompatibel. Zudem spürte ich als selbständige Repräsentantin für Fotografen den Druck der zeitlichen Verfügbarkeit und die grosse Verantwortung gegenüber meinen Fotografen. Eine ausschliesslich familienergänzende Betreuung wiederum kam für meinen Mann und mich nicht in Frage, also suchte ich nach Möglichkeiten, um meine beruflichen Interessen zu verfolgen und das Bedürfnis, für die Kinder da zu sein, zu verbinden. Ich habe mich dann während drei Jahren zur Eltern- und Erwachsenenbildnerin weitergebildet und im Auftrag der Fortbildungskommission meiner Wohngemeinde die Elternbildung organisiert und geleitet. Der anschliessende Einstieg in die Politik und Eintritt in die Exekutive der Gemeindebehörde hatte einen unmittelbaren Bezug zu meinem damaligen Lebensabschnitt. Als Elternbildnerin und Mutter kannte ich die gesellschaftspolitischen Herausforderungen für Familien. Ich wollte ihnen und Frauen eine Stimme in der Politik geben. Und das «Metier» war mir nicht unbekannt: Schon meine Eltern waren politisch aktiv und haben mir das «Politgen» von Kindesbeinen an mitgegeben.
Als dann unsere Jungs älter wurden, habe ich den Weg zurück ins berufliche Erwerbsleben in einem sinnstiftenden Umfeld gesucht und mit dem Einstieg in die NPO-Welt wirklich meine Berufung gefunden.
Wie bereits erwähnt spüre ich, dass ich im Grundsatz beruflich so etwas wie «angekommen» bin. Mein Tätigkeitsbereich im Non-Profit-Umfeld passt zu mir: Ich habe grosse Freude daran, mein Gegenüber für ein sinnstiftendes Engagement zu begeistern und sie vom «Impact» zu überzeugen, den sie für die Gesellschaft mit ihrer Unterstützung erzielen.
Ich denke, gerade als Fundraiserin im institutionellen Bereich ist das Alter ja auch nicht wirklich ein Thema. Im Gegenteil: Die erworbene Lebenserfahrung, das langjährig aufgebaute Netzwerk und auch ein langfristiger Horizont in Bezug auf Entwicklung, Realisation und Wirksamkeit eines Projektes sind für meinen beruflichen Alltag sehr wichtig. Ich kann mir sehr gut vorstellen, meine Tätigkeit auch noch über mein Pensionsalter hinaus auszuüben. Mein Traum wäre es, dass ich irgendwann zur beruflichen Selbständigkeit zurückkehre, Fundraisingstrategien für unterschiedliche Projekte und Organisationen entwickle, dabei den Grad meiner Arbeitstätigkeit flexibel gestalten kann und ortsunabhängig tätig bin.
Ich wünsche mir, dass die Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz in allen Unternehmungen einen hohen Stellenwert geniesst und in der Personalabteilung sowie auf Führungsebene fest verankert ist. Familienfreundlich heisst nicht nur die Gestaltung flexibler Arbeitszeiten oder eine grosszügige Homeoffice-Regelung. Es braucht ein Klima des Vertrauens und der Akzeptanz innerhalb der Unternehmung, sodass Arbeitnehmende mit Kindern oder auch pflegebedürftigen Angehörigen herausfordernde Situationen mit ihren Vorgesetzten auf Augenhöhe vertrauensvoll besprechen können. Arbeitnehmende mit familiärer Verantwortung bringen Soft Skills wie soziale Kompetenz, Empathie und Flexibilität mit, welche für die Unternehmung sehr wertvoll sind. Mit flexiblen Arbeits- und Karrieremodellen zeigt die Firmenleitung Verständnis für die familiäre Situation und geht auf die unterschiedlichen Abschnitte der Familienphasen ein. Dies wirkt sich wiederum positiv auf die Loyalität und die Leistungsbereitschaft der Arbeitnehmenden aus. Ich bin allerdings überzeugt, dass diese Themen nach den Erfahrungen aus der Pandemie und noch mehr unter dem Druck des akuten Fachkräftemangels bei den Unternehmungen nochmals an Bedeutung gewonnen haben.
Für mich liegt das besondere Potenzial für Loopings ganz klar in der persönlichen Betroffenheit des Themas «Arbeit 45+» für einen immer grösser werdenden Teil unserer Gesellschaft: Wir werden immer älter, wir bleiben immer länger in irgendeiner Form aktiv und wir haben das Bedürfnis, unser Leben möglichst individuell zu gestalten. Die Themen «New Work», Individualisierung und der demografische Wandel gehören laut den Zukunftsforschern zu den wichtigsten Megatrends der kommenden Zeit. Ich bin sicher: Das Bedürfnis von Privaten und Unternehmen, sich darüber auszutauschen, zu vernetzen, zu informieren und weiterzubilden, wird weiter zunehmen. Eine perfekte Ausgangslage auch fürs Fundraising von Loopings, denn erfolgreiche Mittelbeschaffung in einer Organisation beginnt immer mit einem überzeugenden «Case of Support».