«Storytelling» in der Werbung einzusetzen gehört heute sozusagen zum Standardrepertoire. Doch nicht nur Unternehmen können oder müssen Storys erzählen, um sich gut zu vermarkten. Sondern auch wir als Privatpersonen – vor allem, wenn es um die Jobsuche geht oder um die Positionierung im Team. Wir haben Matthias M. Mattenberger, Unternehmensberater für Storytelling und Brandtelling-Entwickler, gefragt, wie das geht.
Mein Buch «Brandtelling – In 10 einfachen Schritten zu erfolgreichen Unternehmensgeschichten» erfreut sich grosser Beliebtheit. Die LeserInnen loben den einfachen Einstieg ins Thema Storytelling, der durch die farbenfrohen Illustrationen von Jennifer Meyer weiter unterstützt wird. Immer wieder kontaktieren mich LeserInnen und buchen Workshops oder wollen Tipps haben. Das freut mich ungemein. Derzeit laufen zudem Gespräche mit dem Verlag, die Lizenz auch ins Ausland zu verkaufen.
Selbstvermarktung klingt erstmals, vor allem für uns zurückhaltende Schweizerinnen und Schweizer, negativ. Wir sind es uns nicht gewohnt, aus einer Masse herausstechen zu müssen oder gar zu wollen. Und das, obwohl dies immer wichtiger wird.
Selbstvermarktung ist am Anfang vor allem ein Prozess der Differenzierung. Was hast oder kannst du, was andere nicht können? Wie bringst du damit ein Unternehmen voran? Dies sind Fragen, die sich jede Person, ob angestellt, selbständig oder auf Jobsuche, stellen sollte. Denn nur wenn du weisst, was du hast, kannst du diese Dienstleistung auch zielführend anpreisen.
Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Introvertierte Menschen sollten sich nicht unnötig Druck machen. Einfach nur an der Kaffeemaschine mitzusprechen, macht noch keinen guten Mitarbeitenden aus. Gezielt einen spannenden Input in einer Sitzung zu liefern schon eher. Da ist aber das Gespür von Vorgesetzten gefragt, solche Stärken und Schwächen von Mitarbeitenden erkennen zu können. Denn nicht jeder Selbstverkäufer ist ein guter Mitarbeiter und umgekehrt. Nur mit dem «Selbst-Verkaufen» ist es bei weitem nicht getan. Zum Glück.
Die Generation vor uns hatte ein anderes Verständnis von Arbeit und Angestelltenverhältnis. Der erste Beruf nach Studium oder Lehre blieb oft auch der einzige. Eine Firma konnte länger von einem Produkt oder einer unveränderten Dienstleistung leben. Heute sind Produktionszyklen kürzer. Unternehmen und Mitarbeitende müssen agiler sein und dies auch länger bleiben. Ein Jobwechsel muss in Kauf genommen werden und ist sogar wünschenswert. Das bedeutet auch, dass sich Arbeitnehmende unter Umständen in höherem Alter nochmals beweisen müssen. Da ist eine klare Positionierung unabdingbar.
Als erstes solltest du dir überlegen, für was du stehst. Ich nenne das die Tennisball-Regel: Wirf deinem Gegenüber einen Tennisball zu, damit er diesen fangen kann. Bei mehreren Tennisbällen wird er wohl keinen fangen können. Der Tennisball ist deine Botschaft – für was du stehst.
Schaffe eine Nische um deine Stärke. Positioniere dich genau da. Sammle alle Informationen, die du dazu findest, mache dich zum einzigartigen Spezialisten in deinem Feld.
Überlege dir, wo sich deine Zielgruppe aufhält. Teile da dein Wissen und vergrössere dadurch deine Zielgruppe.
Ein konkretes Beispiel: Eine Person, die ich letzthin beraten habe, war über zwanzig Jahre in wenigen, sehr erfolgreichen Positionen angestellt. Sie musste sie sich nie Gedanken über Ihren USP (Alleinstellungsmerkmal) machen oder gar ein LinkedIn-Profil führen. Das differenzierende Element haben wir in einem Workshop herausgeschält. Nach der Aufbereitung des LinkedIn-Profils (Foto, eine klare Tagline, das ist sehr wichtig, etc.) war sie bereit, all ihr Wissen über diesen Kanal zu teilen. Seither ist sie eine feste Grösse in ihrem Feld und erhält Anfragen von wichtigen Entscheidungsträgern der Branche.
Beginne mit der Arbeit an dir selbst. Finde heraus, was du kannst. Das gibt Selbstvertrauen. Es fällt auch extrovertierten Personen nicht leicht, eine gute Message in eine Kamera zu sagen oder in ein Profil zu schreiben. Die Arbeit ist für beide die gleiche. Aber nicht damit zu beginnen und sich hinter dem Introvertiert-Sein zu verstecken, ist der schlechteste Rat.
Beginne bei dir selbst, bevor du dich nach aussen verkaufst. Ein LinkedIn-Profil braucht keinen Mut und hat schon viel Hebelwirkung. Investiere mehr Zeit in eine gute Tagline, die dich beschreibt und klar differenziert.
Für sich selbst zu werben, sich zu verkaufen, ist nicht einfach. Es braucht in erster Linie Selbstvertrauen. Dieses sollte nicht wahllos, sondern gezielt dort aufgebaut werden, wo man seine Stärken hat (nicht vermutet oder gesagt bekommt, sondern auch selbst fühlt). Diese Stärken weiter zu stärken und diese nach aussen zu kommunizieren, braucht Übung. Aber es ist die zielführendste Art, dahin zu kommen, wo du langfristig glücklich sein wirst.
Weiteres Loopings Interview mit Matthias Mattenberger «Mit Geschichten statt mit Fakten werben»