Für viele Frauen mit Kinderwunsch stellt sich früher oder später die Frage mit der Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Aber nicht nur. Immer öfters hegen auch Männer oder Frauen ohne Familienplanung oder Menschen in der zweiten Lebenshälfte den Wunsch nach einem Teilzeitpensum. In der Führungs- und Fachwelt oft ein schwieriges Unterfangen. Zu wenig Flexibilität von Arbeitgebenden bei der Pensenreduktion, zu klein das Angebot von Teilzeitangeboten. Eine mögliche Lösung? Topsharing! Den Weg dazu möchte die neu geschaffene Plattform yourtandem.com erleichtern.
Auf dem Foto v.l.: die Gründerinnen von yourtandem.com Manuela Kaufmann und Jeannine Cirinesi
Ein Erfahrungsbericht der yourtandem.com Gründerin Jeannine Cirinesi
Mit 20 war für mich klar: ich will keine Kinder! Was dann? Karriere? Na klar! Als Pharmaassistentin eher schwierig. Ein Pharmaziestudium kam mangels Matura nicht in Frage. Also wählte ich den Weg ins Büro und weg vom Verkauf. Es folgte eine Weiterbildung im Bereich Marketing und eine Ehe. Also nun doch Familie? Die Ehe scheiterte und die Frage der Familie kroch wieder in ihre Höhle zurück. Wie war das jetzt mit der Karriere? «Nur» mit einem eidgenössischen Fachausweis klappt das bestimmt nicht. Ein Studium muss her. So begann ich mit 30ig mein Betriebswirtschaftsstudium an der HSLU. Hallo Karriere – ich komme! Und wie das Leben spielt, kommt es oft anders und als man denkt. Die grosse Liebe gefunden und hochschwanger an der Bachelorarbeit sitzend fragte ich mich: und was nun? Familie? Jetzt wo ich mein Studium in der Tasche habe? Und warum muss ich mir überhaupt ständig diese Fragen stellen? Es muss doch beides möglich sein!?
Der Flug war kurz, die Landung hart. Der Gang zum Arbeitslosenamt ein Tiefpunkt meiner beruflichen «Karriere». Teilzeitstellen sind sowieso Mangelware und dann noch mit Fach- oder Führungsverantwortung? Fehlanzeige. Dann eben doch «nur» ein normaler Job. Der Gedanke «Wenigstes bin ich wieder im Arbeitsmarkt» tröstet nur auf kurze Dauer. Wie machen das denn all die anderen Mütter? Ich bin doch wohl nicht die einzige mit Studium und Kind. Immer wieder stosse ich auf den Begriff Topsharing: Topsharing ist eine Art von Jobsharing für Kaderpositionen. Dabei teilt das Führungsduo nicht nur die gemeinsamen Aufgaben, sondern trägt auch gemeinsam die Verantwortung (Quelle: Verein Part Time Optimierung). Klingt in meine Ohren wundervoll! Die Lösung für mein Problem. Und wie finde ich nun eine solche Stelle?
In meinem Netzwerk suche ich nach Gleichgesinnten oder wohl eher «Gleichgeplagten». Ich hatte Glück. Eine Freundin von mir mit ähnlichem Werdegang erklärte sich bereit, sich mit mir im Tandem auf Stellen zu bewerben. Bevor es zum Absenden der Bewerbung kam – ein erneuter Rückschlag. Sie hatte in der Zwischenzeit eine passende Stelle im Teilzeitpensum gefunden. Also wieder zurück auf Feld eins. Und dort blieb ich. Mein Netzwerk war zwar nicht klein, aber doch zu klein, um eine weitere Tandem-Partnerin oder einen weiteren Tandem-Partner zu finden. Und die Arbeitgeberfront? Immer noch dieselbe konservative Haltung bezüglich Fach- und Führungspositionen. Unter 80% geht da gar nix. Ich steh also weiterhin im Dilemma. Entweder Karriere oder Familie. Beides geht nicht. Ausser: ich finde ein Tandem, dass sich mit mir auf eine Fach- oder Führungsposition bewirbt. Habe ich aber nicht.
Diesen Weg und die ständige Abwägung, ob Familie oder Karriere, möchte ich anderen, zusammen mit meiner Freundin Manuela, ersparen. Was wäre, wenn sich alle Tandem-Willigen, an einem Platz tummeln? Was wäre, wenn ich auf Anhieb erfahre, welche Tandempartnerin, welcher Tandempartner zu mir passt? Wo nicht nur die Hard- sondern auch die Soft-Faktoren eine Rolle spielen? Was wäre, wenn durch ganz viel Aufklärungsarbeit Ängste und Vorbehalte zum Thema Job- und Topsharing aus der Welt geräumt werden? Ich denke, die Arbeitswelt wäre ein wenig friedlicher und erfolgreicher. All die zeitlichen und fiskalischen Investitionen in die Karriere verpuffen nicht beim Gedanken Familie, self-time oder caring-for-relatives (diese Aufzählung ist keinesfalls abschliessend). Und hier spreche ich nicht nur dich, liebe Leserin und lieber Leser, als Individuum an, sondern auch den Staat, der viel Geld und Zeit in Aus- und Weiterbildungen investiert. Oder die Arbeitgebenden, denen in vielen Branchen langsam aber sicher die Fachkräfte ausgehen. Denn wir alle wissen, zufriedene Mitarbeitende machen ihren Job richtig gut. Das wollen wir doch alle, oder?
So, das war die Geschichte von yourtandem.com. Viel Spass beim Tandemfinden!
Auf der Suche nach deinem passenden Tandem? Dann übernimm das Ruder und sei eine oder einer der ersten, die sich auf der Beta-Version von yourtandem.com registrieren. Wenn du Inputs oder Anregungen zur Seite hast, melde dich bei den Gründerinnen Manuela und Jeannine per Mail an support@yourtandem.com!
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