Christian Meier führte vor seinem Neustart ein Team von 20 Personen und fühlte sich nach über 10 Jahren Führungsaufgabe bereit, noch einmal «durchstarten». Heute arbeitet er in derselben Bank, in einer komplett anderen Abteilung und ohne Personalverantwortung.
Eine gute Frage. Als Jugendlicher hat man ja viele Träume. Zuerst wusste ich einmal, was ich nicht werden wollte. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe den Umgang mit Tieren und der Natur sehr eng erlebt und auch sehr genossen. Aber das frühe Aufstehen und die langen Arbeitstage waren mir als Jugendlicher dann doch etwas zu viel. Kranführer und Augenoptiker waren auch als Ideen dabei. Meine Freude an Zahlen hat mich dann aber in den kaufmännischen Bereich geführt und da bin ich geblieben.
Ich habe mich nicht speziell auf eine Karriereplanung festgelegt. Dies scheint mir mit 20-25 Jahren auch eher schwierig. Was mich aber alle die Jahre begleitet hat, ist die Freude an der Arbeit. Es war und ist mir immer noch wichtig, einen guten Job zu machen. Ich habe immer versucht, die jeweiligen Aufgaben richtig zu erledigen und auch die Arbeitsweise konstruktiv zu hinterfragen. Ich habe alle 5-6 Jahre meine Arbeitsstelle innerhalb der Zürcher Kantonalbank gewechselt und versucht, meine gemachten Erfahrungen in die neue Herausforderung einzubringen. Dies ist mir nicht so schlecht gelungen, konnte ich doch bis heute immer den Job ausüben, den ich angestrebt habe. Allerdings habe ich auch mehr als einmal eine Stelle angenommen, wo ich nicht genau wusste, was mich erwartet. Die Freude an etwas Neuem hat mich immer geprägt und ist mir auch heute noch sehr wichtig. Deshalb habe ich die Hürden des neuen Jobs jeweils genommen.
Definitiv etwas anders. Ich habe in meinen Job vorher eine Abteilung mit 20 Personen geführt. Der Kundenkontakt stand an erster Stelle und auch die Personalführung und Weiterentwicklung der Mitarbeiter stand an erster Stelle und natürlich auch die Zielerreichung stand an erster Stelle…………
Ich war sehr stark fremdgesteuert und musste mir Freiraum in der Agenda suchen. Dies ist mir sicher nicht immer gelungen, aber der Kontakt mit Menschen hat dies bei weitem wettgemacht und mein Team hat mich dabei jederzeit unterstützt. Ich hatte viel mehr Sitzungen und musste diese teilweise selber vorbereiten und anschliessend die Informationen aufbereiten und weiterleiten. Ich war auch in der einen oder anderen Entscheidung für die Weiterentwicklung des gesamten Bereiches involviert, was heute wegfällt. Ich musste immer wieder Prioritäten neu setzen und dringende Arbeiten wurden manchmal von noch dringenderen Themen überholt.
Der Entscheid, im «zarten Alter» von bald 55 Jahren noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen, ist nicht von heute auf morgen gekommen. Wie bereits erwähnt, habe ich so alle 5 bis 6 Jahre eine neue Herausforderung angenommen. Zudem bleiben mir noch rund 10 Jahre im Arbeitsleben und getreu meinen Veränderungswünschen habe ich jetzt den internen Stellenwechsel vollzogen. Das Neue reizt mich immer noch und so ist es mir relativ einfach gefallen, hierarchisch eine Stufe zurückzutreten und einen neuen Arbeitsinhalt anzunehmen. Für mich war immer klar, dass ich diesen Schritt innerhalb der Zürcher Kantonalbank machen werde. Erstens weil es mir nach wie vor ausgezeichnet gefällt, zweitens mir meine Vorgesetzten sehr viel Vertrauen entgegenbringen und drittens ich doch nicht ganz den Mut hatte, etwas komplett Neues anzupacken ausserhalb der Bank.
Mein Vorgesetzter war zu jeder Zeit Teil meiner beruflichen Neuausrichtung. In den periodischen Entwicklungsgesprächen haben wir gemeinsam die verschiedenen Möglichkeiten besprochen. Er hat mich sehr unterstützt und jederzeit ermutigt, diesen Schritt zu tun.
Und mit meiner Ehefrau habe ich mich ausgetauscht. Sie ist ebenfalls berufstätig seit unsere Kinder (Zwillinge, 25-jährig) selbständig sind. Wir tauschen uns über die Arbeitswelt des anderen aus und unterstützen uns gegenseitig in der jeweiligen Entscheidungsfindung, wenn eine Veränderung ansteht.
Nicht ruhiger aber anders. In der neuen Aufgabe widme ich mich vor allem Fachaufgaben und arbeite in Projekten mit. Mit dem Wegfall der Personalführung und dem direkten Kundenkontakt kann ich ohne grössere Unterbrechung die Arbeiten erledigen. Die Planung der Arbeiten fällt sicher einfacher aus. Ich musste mich aber doch etwas an den veränderten Tagesablauf gewöhnen. Anfangs war es sicher weniger hektisch, das hat sich aber wieder eingependelt. Mein Kalender ist wieder ordentlich belegt, früher mit vielen kurzen Terminen heute mit wenigeren, dafür aber längeren Einsätzen.
Das hat sich für mich nicht gross verändert. Ich habe schon immer mit jüngeren Mitarbeitern zusammengearbeitet und kenne die Situation bestens. Was neu für mich ist: Mein jetziger Vorgesetzter ist jünger als ich. Die Zusammenarbeit ist für beide ein «Neuanfang». Wir schätzen und respektieren uns und können beide profitieren. Er von meiner Erfahrung und ich von seiner Dynamik. Wir ergänzen uns bestens und arbeiten sehr konstruktiv zusammen.
Ja und Nein. Da ich intern gewechselt habe und ich schon sehr lange bei der Zürcher Kantonalbank arbeite, kenne ich die Betriebsabläufe, die Vorgesetzten und ich habe ein breites Netzwerk. Nein, weil ich dann doch nicht den Mut hatte, grundsätzlich etwas Neues ausserhalb der Bank anzupacken. Mutig ist es manchmal schon noch, da ich im neuen Fachbereich noch nicht alles kenne und ich den Anspruch habe, kompetent aufzutreten. Das gibt sich aber mit der Zeit.
Das ist nicht nur das HR angesprochen. Es braucht auch die Vorgesetzten in allen Bereichen und Abteilungen, die solche Wechsel angehen, begleiten und vorleben. Es braucht Beispiele, die zeigen, dass es für Firmen interessant ist, den Mitarbeitern über 50 Jahre eine Perspektive aufzuzeigen. Berufs- und insbesondere Betriebserfahrung kann sich sehr positiv auf die Zusammenarbeit und die Arbeitsleistung auswirken. Das kann auch jüngere Mitarbeiter motivieren, von den Erfahrungen der älteren Mitarbeiter zu profitieren. Vor 20 Jahren war Teilzeitarbeit in Kaderpositionen eher verpönt; heute ein fester Bestandteil in der Personalplanung in grösseren Firmen. Hoffen wir, dass interne Wechsel, allenfalls mit einem «Rückschritt in der Hierarchiestufe» zur Gewohnheit werden und es nicht so lange dauert.
Das ich es getan habe!