Seit Februar ist Vanessa als Projektleiterin und Beraterin für die Neustarter-Stiftung unterwegs. Warum ihr das Generationenthema wichtig ist, worauf sie sich bei Neustarter freut und was sie sich für die Zukunft und die Arbeitswelt von morgen wünscht, verrät sie uns im Interview.
Ich bin wirklich davon überzeugt, dass Diversität unsere Welt und unser Zusammenleben bereichert. Wir haben in vielen Bereichen erkannt, dass wir Diversität grundsätzlich fördern und aktiv gestalten sollten. So, dass alle gehört werden, sich nicht verstellen müssen und sich entwickeln können. Initiativen bezugnehmend auf Geschlechter, Herkunft oder auch körperliche und geistige Beeinträchtigungen haben an Fahrt aufgenommen. Im Bereich Generationendiversität sehe ich akuten Handlungsbedarf, insbesondere in Hinblick auf gesellschaftliche und ökonomische Veränderungen, die in Zukunft anstehen. Der demographische Wandel wird viele unserer Arbeitsmodelle und Rollenverständnisse hinterfragen und ein Leben in der digitalen VUCA-Welt erfordert lebenslanges Lernen und eben auch neue Wege, miteinander und voneinander zu lernen.
Ich denke, mein Bewusstsein für diese Herausforderungen wurde besonders geschärft, als durch Umstrukturierung eine mir nahestehende Person (61) ihre Stelle beim langjährigen Arbeitgeber verloren hat. Sie stand plötzlich vor der Frage Frühpensionierung oder ungeplanter Neustart. Es war sehr eindrücklich mitzuerleben, wie real fehlende Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten für Personen 49+ in der heutigen Arbeitswelt sind und welchen Einfluss das auf Motivation und Selbstwertgefühl haben kann.
Um eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den Generationen zu ermöglichen, braucht es gegenseitiges Bewusstsein für die Bedürfnisse der unterschiedlichen Generationen und individuelles Talent-Management und Entwicklungsmöglichkeiten für alle Generationen. In meinen Augen findet in der Realität diesbezüglich noch viel zu wenig statt und deshalb finde ich das, was wir bei Neustarter machen, so relevant.
Die letzten vier Jahre seit dem Abschluss meines Studiums habe ich der Unternehmensberatung verbracht und in unterschiedlichen Teams an verschiedenen Projekten rund um organisationale Transformationen und Digitalisierung gearbeitet. Dabei wurde sehr oft deutlich, wie wir als Teammitglieder immer wieder festgefahrene Rollen einnehmen – unter anderem auch geprägt durch unser Alter bzw. unsere Hierarchiestufe. Lernmöglichkeiten und -bereitschaft, Führungskompetenz oder Expertenwissen werden oft bestimmten Generationen zugeordnet, obwohl heute ein 25-jähriges Teammitglied Experte in einer neuen Technologie oder eine 55-jährige Teamleitung neu Lernende in agilen Methoden sein könnte. Initiativen wie Reverse Mentoring oder Job Rotations fand ich deshalb sehr spannend, um diese Muster aufzubrechen, damit sich Generationen mehr auf Augenhöhe begegnen und einander verstehen können.
Gleichzeitig konnte ich bei meinen früheren Kunden beobachten, wie der technologische Wandel Unsicherheit bei Mitarbeitenden – besonders der älteren Generation – erzeugen kann. Diese Mitarbeitenden haben Angst, den Anschluss zu verpassen oder ihre Arbeitsstelle früher oder später zu verlieren. Insofern bin ich überzeugt, dass es wirklich viel Handlungsbedarf gibt.
In meinen Augen sind Auftrag und Herangehensweise einer Unternehmensberatung wohl so vielfältig wie die Unternehmen, mit welchen man zusammenarbeitet. Manchmal steht konkretes Expertenwissen im Vordergrund, in anderen Fällen nimmt man eher die Rolle des Coaches ein und hilft den Kundenteams dabei, mit den richtigen Methoden selbst Konzepte und Inhalte zu erarbeiten. Von Vorteil ist dabei die externe Perspektive, die man als aussenstehende Person einnehmen kann, gepaart mit Einblicken in und Erfahrungen mit anderen Unternehmen, die möglicherweise an ähnlichen Problemstellungen arbeiten.
Für ein erfolgreiches Ergebnis ist für mich jedoch wichtig, dass man Konzepte und Inhalte nicht nur für, sondern auch ganz bewusst im Team mit den Kunden erarbeitet, damit die Resultate auch wirklich zu den Bedürfnissen und Rahmenbedingungen vor Ort passen und umgesetzt werden können.
Ich persönlich finde es klasse, wie kreative und kollaborative Ansätze wie Design Thinking Einzug in die klassische Unternehmensberatung halten, da sie so einiges aufrütteln und den eigentlichen Nutzer der erarbeiteten Lösung in den Fokus rücken.
Ich freue mich wahnsinnig darüber, selbst in die Rolle der Neustarterin schlüpfen zu können, mit allem was dazu gehört: Neues Team, neue Themen, neue Tools, neue Strukturen, neue Arbeitsweisen. Es gibt so viel zu tun und zu lernen. Die Themen von Neustarter sind von Natur aus nah am Menschen, was mich immer wieder von neuem motiviert, und ich habe schon in den ersten Wochen viele interessante Persönlichkeiten kennengelernt. Ausserdem finde ich wirklich spannend, in einer sehr kleinen Struktur zu arbeiten – mit agilen Herangehensweisen, kurzen Wegen und der Möglichkeit, mitzugestalten und die Fragestellung, wie wir in Zukunft arbeiten möchten, weiter voranzutreiben.
Ich wünsche mir, dass ich auch in Zukunft – unabhängig von meinem Alter – die Chance bekomme und erkenne, zu lernen, mich zu entwickeln und neu zu erfinden. Ich möchte weiterhin im Fahrersitz meines privaten und beruflichen Lebens sitzen und hoffe, dass Lebensplanung so vielfältig sein kann wie die Bedürfnisse und Lebenssituationen der Menschen. Das erfordert allerdings auch, dass wir als Gesellschaft offener werden für nicht-geradlinige, wellenförmige Lebens- und Berufswege in allen Phasen des Lebens.