Mit 62 Jahren beruflich nochmals voll durchstarten? Warum auch nicht! Beat Carnot wurde unfreiwillig frühpensioniert und dachte «das kann es nicht gewesen sein». Ein entspanntes Kafitreffen mit seinem Bekannten, David Henzmann, führte zu einer Win-win-Situation: David stellte Beat für die letzten drei Berufsjahre als Leiter der Entwicklung und Mitglied der GL an. Ein Doppelinterview mit dem Geschäftsführer David Henzmann und dem inzwischen pensionierten Beat Carnot.
Die Position des Leiters der Entwicklung wurde neu geschaffen. Bevor wir die Stelle öffentlich ausgeschrieben haben, habe ich natürlich mein Netzwerk genutzt, um potenzielle Kandidaten zu finden. Überraschenderweise traf ich mich eine Woche später mit Beat zu einem entspannten Kafitreff in einem Restaurant. Ich glaube, dass eine lockere Atmosphäre wichtig ist, um sich bei einem Kennenlerngespräch wohlzufühlen. Schliesslich wählen wir auch bei einem Date immer eine tolle Location aus ;-)
Wir haben auch jüngere Kandidaten in Betracht gezogen, aber letztendlich habe ich mich für Beat entschieden, da er eine enorme Erfahrung von über 30 Jahren bei GE im Bereich SAP mitbrachte. Noch wichtiger war jedoch seine ruhige und besonnene Art. Da unser Team aus vielen jungen Menschen besteht, brauchten wir jemanden, der die Ruhe bewahren konnte..
In der Geschäftsleitung von Avarel Studios AG haben wir Beat mit dem neuen Agenturleiter ersetzt. Der neue Agenturleiter verfügt über das erforderliche Fachwissen und kann daher Beat in der Geschäftsleitungsfunktion gut vertreten.
Bei siabit AG wurde Beat jedoch noch nicht als Leiter Entwicklung ersetzt. Derzeit teilen sich zwei Teamleiter seine Aufgaben, was als vorübergehende Lösung gedacht ist. Bereits jetzt erkenne ich jedoch, dass es schwierig sein wird, jemanden zu finden, der dieselben Kompetenzen wie Beat mitbringt.
In der Schweiz ist es tatsächlich so, dass ältere Mitarbeiter teurer sind als jüngere Mitarbeiter, insbesondere in Bezug auf die berufliche Vorsorge und die Pensionskasse. Ein Mitarbeiter über 60 Jahre kostet doppelt so viel in Bezug auf die PK-Beiträge im Vergleich zu einem jüngeren Mitarbeiter.
Hierbei geht es jedoch um Opportunitätskosten. Wenn wir bedenken, welche Erfahrungen wir bei der Auswahl eines jüngeren Mitarbeiters verpassen würden, vermute ich, dass die Entscheidung in unserem Fall nicht erfolgreich gewesen wäre. Beat hat bei uns grosse Projekte souverän geleitet und das Unternehmen einen grossen Schritt nach vorne gebracht.
Am Anfang war es noch nicht ganz klar. Beat spielte mit dem Gedanken, länger zu bleiben und sogar Teilhaber zu werden. Im Verlauf der drei Jahre hat sich jedoch alles dramatisch verändert, als Beat einen schweren Schicksalsschlag in seinem persönlichen Umfeld erlebte, der ihm verdeutlichte, wie wertvoll das Leben ist. Aus diesem Grund entschied sich Beat, mit 65 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Ich bedaure dies zutiefst! Ich hätte ihn gerne weiterhin im Team gehabt. Wir haben gerade frische Investoren an Bord und Beat hätte im Bereich Qualität einen bedeutenden Beitrag leisten können.
Es ärgert mich wirklich, wenn ich höre, dass ältere Mitarbeiter langsamer sind. Das kann man nicht pauschalisieren. Beat war immer offen für moderne Softwarelösungen und konnte sie sehr schnell erlernen. Es kam sogar oft vor, dass er uns jungen Mitarbeitern versteckte Funktionen in hochmoderner Software zeigte. Warum? Weil er sich die Zeit dafür genommen hat. Letztendlich können ältere Mitarbeiter genauso schnell erfolgreich sein, solange der Menschentyp stimmt. Vielleicht sogar auf eine nachhaltigere Weise.
Mein Plan war es grundsätzlich, bis 65 zu arbeiten. Als man mir bei GE mitteilte, dass ich frühzeitig pensioniert werden sollte, war ich schockiert. Ich war der Meinung, dass ich in meiner Position und der Erfahrung im SAP-Umfeld unersetzbar bin. Doch einmal mehr bewahrheitete sich «jeder ist ersetzbar». Die grosszügige finanzielle Abfindung war für mich Nebensache.
Ich war von meiner Tätigkeit bei GE gewohnt, Verantwortung zu übernehmen. Deshalb war ich überglücklich, wieder Aufgaben zu erhalten, die verantwortungsvoll waren. David gab mir das Gefühl, noch nicht zum alten Eisen zu gehören.
Ich kannte David bereits und verfolgte die Entwicklung von seinen Firmen Avarel Studios AG und siabit AG mit grossem Interesse. Es freute mich sehr, als er mir sein Jobangebot unterbreitete. Wie David oben schon erwähnt hat, trafen wir uns in einem Restaurant in entspannter Atmosphäre. Als David mir meine zukünftigen Aufgaben schilderte, war ich zu Beginn etwas skeptisch, ob das genügend Aufgaben für ein 60%-Pensum waren. Im Nachhinein muss ich festhalten, dass dies bei weitem genügend Aufgaben waren.
Ich war SAP Senior Consultant bei ALSTOM und GE. Zu meinen Aufgaben gehörte unter anderem die Applikationsverantwortung für SAP. Ich unterstützte und beriet interne Kunden bei der Modellierung von Geschäftsprozessen und der Implementierung von komplexen EDV-Systemen.
Die Frage kann ich zu 100% mit JA beantworten. Ich hätte die Stelle sogar schon viel früher wechseln sollen. Es waren 3 erfüllende Jahre, die ich in einem jungen und aufgestellten Team verbringen durfte. Die Mischung aus Natur (Forst) und IT war für mich sehr befriedigend.
Beine hochlegen kenne ich noch nicht. Ich arbeite in einem reduzierten Teilzeitpensum als Tauchlehrer, was mir ebenfalls viel Freude bereitet. Weiter bin ich oft mit meinem Motorrad oder meinem E-Bike unterwegs. Zukünftig will ich auch mehr Zeit mit meiner Frau verbringen und mit ihr zusammen die Welt bereisen. Dafür möchten wir in den nächsten Monaten eventuell ein Wohnmobil anschaffen. Einen ersten Versuch mit einem gemieteten Wohnmobil hatten wir im April bereits unternommen und waren begeistert.
Link zu den LinkedIn Profilen von David Henzmann und Beat Carnot
Website davidhenzmann.ch