Stell dir vor, eine App könnte deine Stimmungslage tracken, dein Stresslevel durch Atemtechniken beeinflussen, deine persönlichen Ziele für deine mentale Gesundheit unterstützen und vieles mehr. Earkick kann das alles – eine App, die Karin Andrea Stephan zum Leben erweckt hat. Wir kennen Karin aus dem Impact Hub Zürich und haben sie gefragt, was die App sonst noch alles kann und wie es ihr seit der Gründung ergangen ist.
Mein Mitgründer Herbert Bay und ich haben wiederholt miterlebt, wie enge Verwandte, Freunde und Kollegen in psychische Erkrankungen – Burnout, Angststörungen, Depressionen – abrutschen, ohne dass es jemand rechtzeitig bemerkte. Wenn sich psychische Belastungen schleichend und im Verborgenen zu Erkrankungen entwickeln, hat das tragische Auswirkungen auf das persönliche und berufliche Lebensumfeld. Die Pandemie hat noch deutlicher gemacht, dass es jeden von uns treffen kann und die meisten unter uns erst etwas dagegen tun, wenn ihr Leben ernsthaft Feuer fängt.
Der Kern dieses Problems liegt in der fehlenden Messung: Ohne objektive Messung, fortlaufendes Monitoring und anregendes Feedback entlang der persönlichen Gesundheits-Journey bleibt jede Unterstützung episodenhaft, reaktiv und wenig nachhaltig. Man kann nicht managen, was man nicht messen kann. Das ist so, als ob man ein gesundes Gewicht halten wollte und tausende von Diäten zur Verfügung hat, aber keine Waage besitzt, um den täglichen Fortschritt zu messen.
Es kann nicht sein, dass das Gehirn noch immer das einzige Organsystem ist, das auf der Grundlage subjektiver, selbstberichteter Kriterien diagnostiziert wird. Menschen mit Angstzuständen oder Depressionen erhalten immer noch die gleiche Erstbehandlung. Aus meiner Forschung weiss ich, dass die psychischen Probleme der einen Person mit einer Krankheit zusammenhängen können, die einer anderen Person mit einem Kindheitstrauma, und bei wieder einer anderen Person kann die Trauer über einen Verlust die Ursache sein. Die Erkrankungen laufen oft unter demselben Namen: Depression, Angst, Burnout. Und doch gibt es sehr unterschiedliche Interventionen, die für den Einzelnen funktionieren. Die nötige hoch individualisierte Herangehensweise kann mithilfe von KI geschaffen werden, ohne dass den chronisch überlasteten psychiatrischen Fachkräften noch mehr Arbeit aufgebürdet wird.
Herbert und ich wollten eine mühelose, ansprechende und motivierende Kontrollinstanz für Mental Health erschaffen und darum haben wir Earkick gegründet.
Im Strudel des heutigen täglichen Lebens brauchen wir Unterstützung beim Erkennen inkrementeller Veränderungen und sich anbahnender Störungen. Wer datenbasiert unterscheiden kann zwischen ein paar schlechten Tagen und dem Beginn einer Krankheit ist klar im Vorteil. Wer in Echtzeit erkennen kann, wie sich Faktoren wie Schlaf, Ernährung, Bewegung und Erholung auf die Stimmung und die Einsatzbereitschaft im Alltag auswirken, wird deutlich motivierter sein, gesunde Gewohnheiten beizubehalten und ungesunde aufzugeben. Kurz gesagt: Earkick hilft jedem Menschen, sich selbst besser zu verstehen, auf Basis von eigenen Daten Initiative zu ergreifen und allen Herausforderungen bestens gerüstet entgegenzutreten.
Der Begriff ist eine Kombination aus «Ear» und «Sidekick». Sidekick, weil Earkick als persönlicher, motivierender Begleiter fungiert, der aus unseren verschiedenen Daten, die wir konstant generieren, Sinn machen kann. Das Ohr steht für das aussergewöhnlich gute Zuhören und die Früherkennung physischer und psychischer Trends via Biomarker wie Stimme, Herzfrequenz etc.
Ausserdem können über das Ohr, beziehungsweise über die Kopfhörer, sogenannte In-The-Moment Interventionen von Earkick empfangen werden, die uns in schwierigen Situationen rechtzeitig beruhigen, ermutigen und leiten. Mit den heutigen trendigen Earbuds kann das jederzeit, überall und ohne Aufsehen zu erregen genutzt werden.
Unser Team zählt inzwischen sieben Mitstreiter:innen, darunter PhDs in Computer Vision, Neuroscience und Data Science. Wir haben auch eine 14-Jährige Schülerin im Team, die sich bestens mit Mental Health auskennt, weil sie seit Jahren davon betroffen ist und uns in der Produktentwicklung unterstützt. Ausserdem stehen acht hochkarätige Advisors hinter unserer Mission. Wir sind also gut aufgestellt.
Die grösste Herausforderung war, den richtigen Mitgründer und die richtigen Investoren, vor allem den richtigen Lead Investor, zu finden. Sobald das geschafft war, fiel es leichter, alles andere stehen und liegen lassen, um sich voll und ganz auf die Ausarbeitung der Idee zu fokussieren. Ich hatte das grosse Glück, beides relativ rasch zu finden. Den Impact Hub und die ganzen Leute zu verlassen, wäre sonst wirklich hart für mich gewesen.
Etwas ganz Neues anzugehen kann ich absolut empfehlen. Es muss nicht gleich ein risikoreiches Tech-Startup sein, aber unbedingt etwas Neues. Wir haben nur begrenzt Zeit auf dieser Erde und nach einer langen Karriere ist es umso wichtiger, in den verbleibenden Jahren etwas zu schaffen, was sinnstiftend, selbstbestimmt und wertorientiert ist. Ich vergleiche es gerne mit einer krassen Wasserrutsche: Das einzige was feststeht ist, dass man irgendwo und irgendwie ankommen wird. Auf der Fahrt muss man es schaffen, rechts und links zu schauen und das Erlebnis zu geniessen, ohne sich ständig Gedanken um die nächste schwierige Kurve zu machen – sie kommt sowieso. Auf einer solchen Fahrt wird einem ständig bewusst, wie intensiv das Leben ist. Dieses Gefühl der bewegten Gegenwart erinnert uns daran, dass wir nicht verlieren, sondern nur gewinnen oder lernen können.
Wir sind im Begriff, Earkick als Plattform für B2B Kunden auszubauen. Gleichzeitig kommt unsere Zusammenarbeit mit Institutionen wie der FHNW, Innosuisse, der University of Texas etc. gut voran. Führungskräfte von Unternehmen werden erstmals anonym und in Echtzeit über die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden Auskunft bekommen – was umso wichtiger geworden ist, in Zeiten wo immer mehr Menschen remote, virtuell und asynchron arbeiten. Die Menschen, die ein Unternehmen aufbauen, sind das wichtigste Kapital einer Organisation, aber es ist unmöglich, wirklich in Echtzeit zu wissen, wie es ihnen geht – bis heute.
Eine Gruppe hochmotivierter Ladies, die täglich mit beneidenswert frischem Elan daran arbeiten, Menschen in der zweiten Lebenshälfte lebenslanges Lernen, eine Gemeinschaft, neue Impulse und spannende Gelegenheiten zu ermöglichen. Unvergessen das Interview mit Olmar Albers, der vom Corporate über ein Praktikum beim Impact Hub zum CEO von öbu wurde. Loopings bedeutet für mich, dass sich der Versuch eines Neustarts für alle lohnt.
Earkick ist ein Deep-Tech-Startup, das den weltweit ersten AI-gesteuerten Gesundheitstracker mit multimodaler Stimmungsanalyse physiologischer Biomarker entwickelt. Die Earkick Plattform bietet automatische Messungen und umsetzbare Vorschläge auf der Grundlage echter Daten. Das Unternehmen wurde 2021 von den Unternehmern Dr. Herbert Bay und Karin Andrea Stephan gegründet und hat Büros in San Francisco, USA und Zürich, Schweiz.