Business- und Hilfswerk-Gründerin Astrid von Reding

Du bist ausgebildete Expertin für Diversity – Wie kam es dazu?

Ich habe bei der Hochschule Luzern den Master in Managing Diversity gemacht, mit dem Schwerpunkt «Menschen mit einer auditiven Beeinträchtigung». Dabei habe ich die Lebensbedingungen von gehörlosen und schwer hörenden Personen in Mexiko und in der Schweiz verglichen. Wenn die Gleichberechtigung und Integration von Menschen mit einer Beeinträchtigung nur auf dem Papier bestehen, will ich das ändern. Jede und jeder sollte wenigstens eine Chance auf Bildung und eine Lebensperspektive bekommen.

Und wie bist du auf die konkrete Idee gekommen, eine Schule für gehörlose und hörbehinderte Kinder und Jugendliche in Uruapan Mexiko zu gründen?

Ich liebe dieses Land und seine Menschen, da ich als junge Frau mit einem Mexikaner verheiratet war. Als ich dann einen fünfwöchigen Kaderurlaub bei meinem Arbeitgeber tpc (tv production center) bekommen habe, führte mich meine Reise nach Mexiko. Ich wollte etwas für Menschen schaffen, denen es nicht so gut geht, wie bei uns in der sogenannten ersten Welt. Nach vielen Umwegen habe ich mich entschieden, Personen mit einer Hörbeeinträchtigung zu fördern. Ich wollte die Möglichkeit schaffen, eine Schule zu besuchen, in welcher gehörlose Kinder und Jugendliche lernen und die Lehrpersonen den Schulstoff massgeschneidert, den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen angepasst, vermitteln können. Die Idee für taki mundo war geboren. Taki bedeutet in der Sprache der indigenen Bevölkerung, den Tarasken, «Junge/Mädchen» und mundo bedeutet auf Spanisch «Welt». Die Eltern bezahlen für die schulische Bildung einen symbolischen Schulbeitrag von 60 bis 120 Pesos pro Monat, das sind umgerechnet etwa CHF 3 bis CHF 6. Damit unsere Dienstleistungen selbsttragend wären, müsste ich monatlich 3 500 Pesos verlangen. Dann könnte sich das aber leider kaum jemand leisten.

Seit 2014 ist taki mundo Zewo-zertifiziert, was bedeutet das?

Die Stiftung Zewo ist eine schweizerische Stiftung mit Sitz in Zürich. Sie vergibt an geprüfte und vertrauenswürdige Spenden sammelnde Organisationen das Zewo-Gütesiegel.

NPOs mit Zewo-Gütesiegel setzen Spenden zweckbestimmt, wirtschaftlich und wirksam ein, d.h. sie informieren transparent und sind vertrauenswürdig.

Wie schaffst du es, taki mundo zu finanzieren?

Mit institutionellem Fundraising in der Schweiz, das bedeutet vor allem mit Eingaben bei Stiftungen und natürlich auch bei Einzelpersonen oder Firmen. Die Idee, dass taki mundo in Mexiko nach 5 Jahren selbsttragend ist, ging nicht auf. Selbst jetzt, nach 14 Jahren ist das Fundraising in Mexiko immer noch in den Anfängen. Die Spendenfreudigkeit ist sehr tief und Corona hat diese Bereitschaft noch mehr gesenkt.

Was waren noch Hürden auf deinem Weg?

Betreffend taki mundo waren es die bürokratischen Hindernisse und Probleme in Mexiko, die nur mit Beziehungen oder Schmiergeld gelöst werden können. Da mein Schmiergeld nur Schweizer Schokolade ist, war teilweise viel Überzeugungsarbeit und Hartnäckigkeit notwendig, um ans Ziel zu kommen.

Wurdest du von deiner Familie und Freunden bei deinem Neustart unterstützt?

Ja, vor allem mein Partner steht mir zur Seite und der Vorstand und meine zwei Pro Bono Mitarbeitenden in der Schweiz unterstützen mich sehr. Ich danke an dieser Stelle nochmals allen aus meinem Team, vor allem auch meinen tollen Kolleginnen und Kollegen in Mexiko, welche grossartige Arbeit leisten.

Wie geht es weiter bei Dir?

Never Give Up! Wir haben in Mexiko noch haufenweise Pläne und ich will noch möglichst vielen Kindern und Jugendlichen die Chance geben, unsere taki mundo Schule zu besuchen und mit einer anerkannten Ausbildung eine Chance für ein lebenswertes Leben zu bekommen.