Ich habe mich entschlossen, in Zukunft andere Sorgen zu haben

Da Stephanie Cengiz, 22. marzo 2018

Christine Schnetzler ist als Mutter und ehemalige Vizedirektorin des «Hotel Schweizerhof» mit dem Spagat zwischen Beruf und Familie bestens vertraut. Und hilft nun anderen dabei, diesen Spagat zu meistern.

Wolltest du schon immer in einem Hotel arbeiten oder hattest du zunächst einen anderen Berufswunsch?

Ursprünglich waren die Medizin oder der Journalismus meine Themen. Mein Wunschberuf wäre Auslandkorrespondentin gewesen. Zur Hotellerie kam ich dann wie die Jungfrau zum Kinde – über ein Porträt zu Hotelfachschulen in der NZZ.

Wenn ich an Hotels denke, dann denke ich an schwere samtige Sessel und auch daran, welche Geschichten sich wohl in den Räumen schon abgespielt haben mögen – Was macht die Faszination Hotel für Sie aus? Das internationale Flair, das Unabsehbare, die Begegnungen und Kontakte. Nicht zuletzt, dass man so nahe am Leben ist und ja, auch das Glitzern!

Wie und warum kamst du auf den Gedanken, das Hotel hinter dir zu lassen und einen Neustart zu wagen?

Irgendwann fühlte ich mich «satt an Jahren» und habe die Erkenntnis gewonnen, dass es jetzt Zeit wäre für etwas ganz Neues. Zudem wollte ich eine berufliche Ausrichtung angehen, die ich auch nach dem offiziellen Pensionsalter noch verfolgen könnte.

Hast du deine Pläne mit deinen Kolleg:innen und der Familie besprochen oder hast du deine Gedanken im stillen Kämmerchen gewälzt?

Es war sicher ein mehrjähriger Prozess auf allen Ebenen und im Austausch mit Familie und einigen engen Freunden. Dazu kamen auch einige nächtliche Zwiegespräche mit mir selber.

Heute betreust du Kinder und Senioren und kümmerst dich um alles, was Hausfrau und Hausmann selbst zeitlich nicht hinbekommen. Ein breites Angebot. Hast du ein Team, das dich unterstützt?

Zu Anfang nicht, heute schon. Ich bin sehr dankbar für das neue Miteinander, die Unterstützung und den Austausch mit einem kleinen, handverlesenen Team.

Inwiefern hat der Neustart dein Leben verändert? Was ist «besser» oder «schlechter» geworden?

Der Start war und ist inspirierend und bedeutet Aufbruch und Aufbau. Das mag ich. Zudem stehe ich nicht mehr unter dem ständigen Druck, ein fremdes Budget erreichen zu müssen und täglich neue Marketingideen auszubrüten. Fehlen tut mir das Arbeiten und Lachen mit den alten Kollegen und der Puls eines internationalen Unternehmens. Und nicht zuletzt – der IT-Supporter und ein toller Kopierer!

In Schweizer Familien sind meist Frau und Mann berufstätig – alles potentielle Kunden. Wie machst du diese Leute auf dich aufmerksam?

Ganz unspektakulär aber mit viel Einsatz. Ständige Kontaktaufnahmen, Terminvereinbarungen und das bekannte «Klinken putzen». Vor allem aber auch Netzwerkpflege, Netzwerkpflege, Netzwerkpflege,…

Was sind deine Zukunftspläne? Wohin soll’s gehen mit Schnetzlers Haushaltmanagement?

Die Firma soll sich weiterentwickeln und einen treuen Kundenstammbaum aufbauen. Zudem soll neben den bereits angebotenen Dienstleistungen, also ‘Hilfe für Menschen, die Hilfe brauchen’ auch unser Beratungs- und Coachingangebot für belastete Situationen zwischen Beruf und Familie in den Fokus rücken.

Welche Tipps kannst du Personalverantwortlichen geben, um langjährige Mitarbeiter bei ihren Plänen – sei es im oder ausserhalb des Unternehmens – zu unterstützen?

Die Mitarbeiter wertschätzen und ernst nehmen. Hinschauen. Win-Win-Situationen generieren. Den Mitarbeitern Teilzeitpensen anbieten, eventuell mit einem begrenzten Zeitrahmen für den Weg wieder zurück. Dies entlastet die Payroll der Human Resources Abteilung, eröffnet dem Nachwuchs neue Möglichkeiten und den Neustartern (Mitarbeiter 49+) einen Sockel.

Auch Austauschportale zwischen Jüngeren und Älteren würde ich empfehlen. Quasi «reife Erfahrung trifft auf jungen Spirit!».

Und noch ein Profi-Tipp an Neustarterinnen und Neustarter?

Man muss lernen, die Seiten umzublättern. Gestern war gestern und heute ist alles neu.

Jeden Tag beginnen, als wäre alles was geschieht pure Absicht!