«Ich habe seit meiner Kindheit mit Leidenschaft Dinge erfunden, aber nie den Mut gehabt, etwas davon umzusetzen...». Nun hat Susanne Richter den Schritt gewagt und bereut es in keinster Weise. Heute verkauft sie ihre intelligenten Alltagshelfer und hat genau so viel Freude daran, wie sie es sich schon immer vorgestellt hatte.
Ich heisse «Sanni» seit ich zwei Jahre alt bin. Meine Oma hat mich immer so genannt, weil sie mich so «sunny – sonnig» fand. Und als ich mein erstes Produkt (shoo.pads) entwickelte, schrieb ich mal eine Mail an meinen Mann und unterschrieb mit SANNI SHOO (weil ich gerade so im shoo.pad-Fieber war). Er fand, das sei ein guter Name für die Firma (und nennt mich noch immer manchmal so).
Design-Artikel, die Probleme des Alltags auf neue und innovative Art lösen, und gleichzeitig das Leben bunter und freundlicher machen.
Ich bin Juristin und habe 15 Jahre lang Länderorganisationen für Austrian Airlines und Swiss geleitet – bis 2010. Im Zuge vieler interner Change-Projekte habe ich Ausbildungen zum Berater, Coach und Mediator gemacht, und seit 2010 in der Beratung gearbeitet. Das mache ich noch immer in einem kleinen Pensum und baue daneben Sanni Shoo auf. Mit Sanni Shoo verwirkliche ich tatsächlich einen lang gehegten Traum. Ich habe seit meiner Kindheit mit Leidenschaft Dinge erfunden, aber nie den Mut gehabt, etwas davon umzusetzen. Es gab immer eine «Ausrede» und immer einen «guten Job». Mit 45 Jahren und als späte Mama eines damals 3-Jährigen, dachte ich: «Wenn nicht jetzt – wann dann?»
Die Idee für «shoo.pads» (mein erstes Produkt) kam so: Wenn die «matschigen Tage» kamen, holten wir immer diese Hartplastik-Abtropfschalen aus dem Keller. Die fand ich aber seit je her hässlich im Vorraum. Als mein Sohn dann auch noch fröhlich darauf rumhüpfte, waren sie nicht nur hässlich anzusehen, sondern auch zerbrochen. Ich fragte in Design- und Wohnläden nach schönen und besseren Schuh-Abtropfern. «Gibt’s im Baumarkt», hiess es dann, aber das wusste ich bereits.
Warum gibt es Schneidbretter in verschiedensten Formen und Farben, aber keine freundlichen, schönen und haltbaren Schuh-Abtropfer? Mit dieser Frage begann ich, selbst über ein praktisches Produkt nachzudenken. Am Anfang stand die Definition der Kriterien, die das Produkt erfüllen muss, dann kam erst die Idee.
Google sei Dank! Erstmal habe ich sehr viel recherchiert. Über Produktionsabläufe, Materialien, Technik, aber auch über bestehende Produkte. Da ich wusste, dass ich technische Hilfe benötigen würde, habe ich einfach mal das Telefon zur Hand genommen und verschiedene Industrie-Designer angerufen.
Ich habe Designer gefunden, bei denen die Chemie gepasst hat. Welche, die meine Begeisterung teilten und (für einen bezahlbaren Preis) erste technische Zeichnungen machten. Mit diesen konnte ich konkretes Feedback von Privatpersonen aber auch Firmen einholen. Danach passierte Vieles parallel: Wer könnten die Produzenten sein? Was kostet der Formenbau? Wer produziert erste Prototypen? Wo könnte das Lager sein? Ich habe sehr viele Angebote dafür eingeholt. Das bedurfte viel eigener Recherche, aber auch so einige Gespräche mit Menschen, von denen ich annahm, dass sie Kontakte haben könnten. Manche geizen mit ihrem Wissen, manche helfen mit Freude weiter.
Auch das habe ich gelernt. Ich möchte darum jemand sein, der anderen weiterhilft, wenn sie sich selbständig machen möchten. Ich selbst war und bin den Menschen extrem dankbar, die mich jeweils mit einem konkreten Tipp einen Schritt weitergebracht haben.
Zuerst dachte ich, die Schwierigkeit läge darin, die Prozesse von Anfang an so zu gestalten, dass ich gleich international verkaufen könne. Logistik, internationale Mehrwertsteuer etc. Das war alles ganz neu für mich. Doch die ECHTE Schwierigkeit lag darin, dann auch tatsächlich dorthin zu verkaufen, wie ich mir das vorgenommen hatte. Ich hatte ein Vertriebskonzept und ich hatte ein Produkt, an das ich glaubte.
Ich dachte, ich könne es (in Zeiten der Digitalisierung) «vom Schreibtisch» weg verkaufen, über E-Mail und Telefon. Das war falsch gedacht. Die grösste Schwierigkeit für mich war also, an die richtigen Kunden zu kommen. Herauszufinden, welche Messen die richtigen sind, wie ich mir Gehör verschaffe. Mittlerweile verkaufe ich auch über den eigenen Online-Shop, aber am Anfang nur B2B.
Von der Idee bis hin zum Tag, an dem die erste Produktion im Lager war, hat es zwei Jahre gedauert. Aber das ist das Schöne: Beim zweiten Produkt ging es schon viel schneller. Ein Jahr. Tun ist die beste Form des Lernens, finde ich.
Noch immer und immer wieder: der Vertrieb. Nun lanciere ich gerade ein weiteres Produkt. Dieses ist tatsächlich dadurch entstanden, dass mir nach den «shoo.pads» viele Leute vom «Problem» mit dem nassen Lumpen auf der Armatur erzählten. «Hast Du nicht auch irgendein intelligentes Produkt dafür?», wurde ich nicht nur einmal gefragt.
Jetzt ist es soweit und ich kann diese Frage mit «Ja» beantworten! Und nun möchte ich neben den etablierten Kontakten im B2B-Bereich auch mehr direkt verkaufen und promoten. Das ist wieder ein Neuanfang und es gibt viel zu lernen und zu tun. Von Shop-Optimierung bis Social Media, wo ich noch fast am Anfang stehe.
Ich habe noch viele Ideen, die ich umsetzen möchte. Wenn es gut weiterläuft, dann hat die Sanni Shoo GmbH in 5 Jahren drei bis fünf neue Produkte und vor allem auch Mitarbeiter, die das, was ich jetzt alles selber mache, besser umsetzen können. Dann werde ich mich noch mehr auf die Produkte konzentrieren.
Mit Menschen darüber sprechen! Und zwar mit kritischen und neutralen. Mit solchen aus der Branche und solchen, die mal Kunden werden könnten. Aus diesen Gesprächen Schlüsse ziehen, aber sich nicht demotivieren lassen durch pauschale Sprüche wie: «Das wird sowieso nicht funktionieren!».
Und: Den ersten Schritt TUN. Mit einem klaren, messbaren Ziel, Leidenschaft und Durchhaltevermögen.
Wie gerade gesagt: Ich habe von vielen Menschen die verschiedensten Sätze gehört. Nicht nur, dass ich es nie als «One-Woman-Show» zu grossen Kunden schaffen würde. Sondern auch Dinge wie: «Was es noch nicht gibt, das braucht es auch nicht.». Das hat oft an mir genagt, aber ich habe weitergemacht.
Jetzt sehen dieselben Menschen meine Produkte in grossen Katalogen, die zu ihnen ins Haus flattern, oder in einem Warenhaus, das sie als «eine Nummer zu gross» für mich empfunden haben, und sprechen mich darauf an. Wenn ich dann sagen kann, dass diese Kunden auch gute Verkaufszahlen bringen, dann bin ich schon stolz. Ich bin froh, dass ich weitergemacht habe und an mich und die Sache geglaubt habe. Und: Es macht mir genau so viel Freude, wie ich mir das immer vorgestellt habe.