Weiterbildung

Eine Schulung für ein digitales Tool besuchen, Fachliteratur lesen oder ein CAS beginnen? Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es viele. Arbeitnehmende tun gut daran, sich nicht nur auf das firmeninterne Angebot zu verlassen.

Im Dauerchange am Ball bleiben

In vielen grösseren und mittleren Unternehmen gibt es eine vielfältige Palette an Weiterbildungen, die zumindest teilweise innerhalb der Arbeitszeit «besucht» werden können. Manche Firmen fördern auch externe Bildungsangebote, allerdings werden diese seltener genutzt. Eine verpasste Chance, denn das kontinuierliche Lernen dient nicht nur dazu, die Arbeitsmarktfähigkeit zu erhalten, sondern fördert auch die gedankliche Flexibilität, Kreativität und mentale Gesundheit. Man lernt nicht nur dazu – auch der Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bereichert und ist gut fürs eigene Netzwerk.

Gestalten statt Abwarten

«Eine regelmässige fachlich-berufliche Fortbildung gehört in der heutigen dynamischen Arbeitswelt zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Erwerbstätigkeit», sagt François Höpflinger, emeritierter Soziologieprofessor der Universität Zürich und Stiftungsrat der Neustarter-Stiftung. Allerdings fehlt vielen älteren Arbeitnehmenden offenbar die Lust, Neues zu lernen. Zumindest geht das aus einer Umfrage des Bundesamts für Statistik von 2016 hervor. «Mit 60 Jahren ist ein hoher Anteil der Beschäftigten weiterbildungsabstinent», so der Soziologe. Dabei sei es auch kurz vor der Pensionierung wichtig, seine Kenntnisse auf dem neusten Stand zu halten – «sonst droht bei der nächsten Reorganisation eine Früh-Pensionierung.» Das, so Höpflinger, sei meist kein sehr befriedigender Ausstieg aus dem Berufsleben.

Wie gross das Interesse an Weiterbildungen ist, hängt stark vom ursprünglichen Bildungsniveau ab: Menschen mit Berufsausbildung oder einem Studium bleiben meist auch in späteren Lebensphasen offener als Personen, die nur eine obligatorische Schulbildung genossen haben. Weiterbildungen sind allerdings in vielen Branchen eine Voraussetzung für die Ausübung eines Berufes. Und besonders, wer vielleicht mal den Job wechseln will, sollte im Lebenslauf Fortbildungen nachweisen können. Schon allein, um dem neuen Arbeitgeber Lernbereitschaft und Flexibilität zu signalisieren.

Dabei sollte man gerne auch nach externen Angeboten schauen. Denn nicht alle Betriebe haben ein Interesse daran, dass Mitarbeitende ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch den Erwerb neuer Kenntnisse erhöhen. «Wer sich ausschliesslich firmenintern und mit engem Bezug zur aktuellen Stelle weiterbildet, läuft Gefahr, im Fall einer Neuorientierung vor allem über betriebsspezifische Kompetenzen zu verfügen», mahnt Irena Sgier vom Schweizerischen Verband für Weiterbildung (SVEB). Diese seien aber auf dem Arbeitsmarkt nicht unbedingt gefragt.

Soft Skills sind hoch im Kurs

Anders sieht es bei sogenannten Soft Skills wie Kommunikation, Zusammenarbeit, Problemlösungen und Kreativität aus: Hier steigt die Nachfrage nach Weiterbildungen. Ein Blick ins Kursangebot gängiger Weiterbildungsinstitutionen zeigt darüber hinaus: Im Business-Bereich sind vor allem digitale Kompetenzen gefragt. Studien zeigen jedoch, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der Schweiz durchschnittlich weniger Weiterbildungen in diesem Bereich wahrnehmen als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern.

Um das zu ändern, hat die Organisation digitalswitzerland zusammen mit dem Schweizerischen Arbeitgeberverband 2019 die Kampagne lifelonglearning.ch gestartet, die Weiterbildungen in Sachen Digitales finanziell unterstützt. Die Herausforderungen lägen dabei oft nur vordergründig an technischen Fähigkeiten, weiss Irena Sgier, sondern an den Veränderungen der Arbeitsformen, die mit der Digitalisierung einhergingen.

Auf der Plattform weiterbildung.swiss finden Interessierte zudem über 500 Kurse für digitale Fähigkeiten verschiedenster Anbieter.

Um auch die Beschäftigungschancen bildungsfernerer Menschen durch lebenslange Lernformen zu erhöhen, hat der Bund mit dem Weiterbildungsgesetz (WeBiG), das 2017 in Kraft getreten ist, den Kantonen ein extra Budget zugesprochen. Handlungsbedarf besteht vor allem bei Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben, mündliche Ausdrucksweise, einfache mathematische Kenntnisse und der Nutzung digitaler Anwendungen. Aufgrund dieser Offensive sind bereits diverse Angebote entstanden.

Weiterbildung hat viele Facetten

Je nach Ausbildung, Branche und Lebenssituation können verschiedene Arten der (Weiter-)Bildung sinnvoll sein. Hier ein kleiner Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten:

  • Formale Bildung: Dazu gehören die Ausbildungen des nationalen Bildungssystems, die staatlich geregelt sind und zu anerkannten Abschlüssen führen.

  • Non-formale Bildung: Darunter fallen sämtliche strukturierte Kurse, Seminare, Workshops und selbstorganisierten Lehrgänge diverser Anbieter, die nicht zu einem staatlich anerkannten Abschluss führen, zum Beispiel auch CAS (Certificates of Advanced Studies) oder MAS (Master of Advanced Studies), die von Hochschulen angeboten werden.

  • Informelle Bildung: Dabei handelt es sich um individuelle, nicht institutionalisierte Lernformen wie zum Beispiel das Lesen von Fachliteratur, das gegenseitige Coaching unter Arbeitskollegen oder Learning by doing. Letzteres kann übrigens ein Vorteil für ältere Beschäftigte sein: Wenn im Laufe des Berufslebens immer wieder neue Aufgaben, Projekte und Lernfelder hinzugekommen sind und diese auch wirklich genutzt wurden, entsteht automatisch ein riesiger Schatz an Erfahrungen und Kompetenzen.

  • Interne Weiterbildung: Viele grössere Firmen pflegen ein internes Kursangebot, das vor allem auf ihre spezifischen Bedürfnisse ausgerichtet ist und den Austausch innerhalb des Unternehmens anregen soll: Mitarbeitenden mit speziellen Kenntnissen haben die Möglichkeit, diese an ihre Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben. Oft handelt es sich auch um gezielte Vermittlung von arbeitsrelevanten Kompetenzen – zum Beispiel Schulungen bei der Einführung neuer Tools oder Prozesse.

  • Fachliche Weiterbildungen: Hier geht es um den ganz gezielten Erwerb neuer Kompetenzen, zum Beispiel im Informatik-Bereich oder im Rechnungswesen. Es kann aber auch um die Vertiefung von Sprachkenntnissen oder die Auseinandersetzung mit Fachwissen oder neuen Regularien gehen.

  • Soziale Kompetenzen: Zu den sogenannten Soft Skills gehören zum Beispiel das Leiten von Teammeetings, das Vortragen und Präsentieren oder Achtsamkeitsseminare, in denen der Umgang mit Stress und das Fokussieren auf eine Sache geübt werden.

  • Kongresse, Vorträge: Sie geben gezielte Themen-Inputs, meist kombiniert mit der Möglichkeit für Begegnungen, Diskussionen und Networking.

Weiterführende Informationen

Aus der Loopings Landkarte