Coworking – hipper Trend oder sinnvolle Arbeitsumgebung?

Da Britta Redmann, 09. dicembre 2020

Sie scheinen wie Pilze aus dem Boden zu schiessen, es gibt sie in schrillen bunten Farben genauso wie clean und nüchtern. In Grossstädten sind sie flächendeckend zu finden, auf dem Land stellen sie eher noch die Ausnahme dar. Auch ich habe inzwischen schon verschiedene Coworking Spaces kennen und lieben gelernt. Grund genug, die Geschichte dieser neuen flexiblen Arbeitszentren in einem Blogartikel zu beleuchten.

Die Geschichte

Da denkt man, dass so ein cooler Trend doch mindestens aus dem Silicon Valley, immerhin aber über den grossen Teich zu uns rübergeschwappt sein muss – aber dem ist nicht so. 1995 war es, als in Berlin die erste gemeinschaftlich genutzte Arbeitsfläche entstanden ist. Ihr Ziel: Austausch und Gemeinschaft. Und der Zugriff auf Ressourcen insbesondere (und damit ist dann doch verständlich, dass dieser Trend aus Deutschland kommt ;-) eine garantierte und schnelle Internetverbindung.

Von da an hat die Entwicklung von Coworking Spaces (der Begriff ist seit 2005 etabliert) einen rasanten Lauf genommen. Spätestens WeWork hat das Geschäftsmodell auf eine neue Ebene gehoben und das Marktfeld zu einem lukrativen Geschäftsmodell ausgebaut.

Die Grundwerte

Auch wenn die Formen, Ausstattungen und Orte für Coworking keine Grenzen mehr zu kennen scheinen, haben sie doch alle die gleiche Basis:

  • Collaboration: Die Themen der Coworker müssen überhaupt nichts miteinander zu tun haben – aber gegenseitige Hilfestellung kann gerade dann sinnvoll sein. Über den Tellerrand schauen bei einer gemeinsamen Kaffeepause. Aus der Komfortzone raus gehen aufgrund völlig verschiedener Sichtweisen.

  • Community: Gemeinschaftsveranstaltungen prägen das Coworking – dazu gehören Geben und Nehmen in Form von Infosessions, dem Teilen von Wissen und dem Lernen voneinander.

  • Sustainability: gemeinsame Ressourcennutzung ist nachhaltig. Die Wiederverwendung von Material und Mobiliar prägt das Coworking. Dazu gehört auch die Nachhaltigkeit in den Gemeinschaftsräumen, für die alle verantwortlich sind.

  • Openness: Es gibt niemanden, der hier nicht hineinpasst – solange er oder sie sich den Grundwerten verbunden fühlt. Verantwortung und Vertrauen prägen die wechselnde und offene Gemeinschaft.

  • Accessibility: Damit die Offenheit gelebt wird muss der Zugang niedrigschwellig sein. Das gilt auch beim Preis. Während es nach oben immer weniger Grenzen gibt bleibt ein Grundangebot erschwinglich.

Coworking ist Vielfalt leben

In die Ferne schweifen… das ist ein toller Nebeneffekt mobilen Arbeitens. Aber auch hier vor der Haustür machen Coworkings zunehmend mehr Sinn. Der inkludierte Tapetenwechsel, neue Blickwinkel, eine effektive Nutzung von Raum und Geräten – das sind nur einige der ganz praktischen Vorteile, die echt jeden Tag zählen.

Wenn ich unterwegs bin und ich z.B. für längere Texte (z.B. ein Buch schreiben ;-)) einen richtigen Schreibtisch schätze, dann bin ich immer sehr froh, wenn es ein Coworking in meiner Nähe gibt.

Und was den Arbeitsschutz – insbesondere auch in Coronazeiten anbelangt – hier gelten im Coworking die gleichen Auflagen wie für Büroarbeitsplätze. Das bedeutet, dass auch hier z.B. die entsprechenden Abstände der Arbeitsplätze einzuhalten sind und Knotenpunkte zu vermeiden sind.

Die Sache mit der Diskretion

Auch wenn Coworking viele praktische Möglichkeiten mit sich bringt – nicht alle Tätigkeiten eigenen sich dafür. Wenn es darum geht, vertrauliche und sensible Daten zu verarbeiten oder auch Gespräche zu führen, dann muss der Datenschutz – und auch die Privatsphäre – gewahrt werden. Hier gibt es für mich als Anwältin ganz klare Rahmenbedingungen: Buchschreiben, Blogartikel, Konzepte oder auch mal der Workshop mit dem Kunden gehen wunderbar im Coworking. Vertrauliche Beratungsgespräche mit Mandanten gehören dann aber doch in die eigenen Räumlichkeiten.

Fazit

Für wen eignet sich also das Coworking?

Sicherlich für alle Wissensarbeiter, die anstelle des eigenen Homeoffices ein gemeinsames Arbeitsumfeld mit anderen und damit auch die Möglichkeit eines unkomplizierten Austausches und Kontakts schätzen. Genauso bietet es sich für Projektteams an, hier gemeinsam an einem zeitlich begrenzten Thema fest an einem (Coworking)-Ort zusammen zu arbeiten. Und natürlich auch der Klassiker für Start-ups: ohne grosse Investitionen in Räume kann hier in einem Coworking direkt losgelegt werden.

Und darüber hinaus? Für alle, wo es die Tätigkeit zulässt, woanders arbeiten zu können und die eben auch Spass dran haben, sich mal aus der eigenen Komfortzone zu bewegen und sich andere Arbeitsumfelder erschliessen wollen und den Austausch mit anderen mögen.

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