Michael Hasler ist einer der Köpfe hinter den HR BarCamps. Im Interview verrät er uns, worum es da genau geht und welche Themen die HR-Fachleute von heute bewegen.
Bei einer Konferenz sind die Themen vorgegeben, jemand präsentiert vorne und die Teilnehmenden sitzen da und hören zu. Bei den BarCamps stehen die Teilnehmenden und Ihre Themen im Mittelpunkt.
Die Methode wurde entwickelt, weil man festgestellt hatte, dass sich vor allem in den Pausen von Konferenzen die besten Gespräche entwickeln, man leichter Lösungen für ein konkretes Problem findet und man sich mit vielen neuen Menschen vernetzen kann.
Wieso das so ist:
Die Teilnehmenden definieren das zu besprechende Thema, nicht der Veranstalter. Wir diskutieren also Themen, die konkret interessieren und beschäftigen
Man kann sich an einer Diskussion beteiligen, aber auch wieder gehen, wenn es nicht mehr spannend ist
Man kann sich frei bewegen und jede Person ansprechen, die man möchte oder man wird angesprochen
Es herrscht meist eine sehr lockere Atmosphäre mit wenig fixen Rahmenbedingungen
Innerhalb der Rahmenbedingungen organisiert sich so die Konferenz selbst
Ein BarCamp startet mit einer Einführung ins Thema und in die wenigen Rahmenbedingungen der Veranstaltung. Anschliessend hat jeder Teilnehmer die Chance, seine Anliegen für die späteren Sessions und Workshops zu pitchen. Die Themen werden dann den Zeitslots und Räumen zugeteilt und definieren so den weiteren Verlauf der Konferenz. Die Teilnehmer können während der ganzen Konferenz Ihren persönlichen Ablauf selbst bestimmen. Am Schluss wird meist ein Wrap up des Tages und der diskutierten Themen gemacht, und die Konferenz klingt bei einem gemütlichen Apéro aus.
Das ist nach unserer Einschätzung die Kombination von mehreren Faktoren:
Am Anfang des Events Vertrauen schaffen, damit sich die Mitglieder sicher fühlen.
Die Teilnehmenden bestimmen Ablauf und Inhalte selbst.
Die Teilnehmenden stehen im Mittelpunkt
50% der Teilnehmenden sind erfahrene BarCamper
Unser Verein ist nicht gewinnorientiert und unsere Sponsoren treten sehr dezent auf
Die Themen sind meist sehr breitgefächert. Neben Standardthemen wie Talent Management und Rekrutierung beschäftigen auch Themen, wie 50+, Diversität, Führung in der virtuellen Welt, Arbeitswelt 4.0 oder «Was bleibt nach Covid?».
Dank der langen Homeoffice-Zeit hatten wir schon viel Erfahrung mit technischen Lösungen aber auch mit den Nebeneffekten von virtuellen Meetings gesammelt (z.B. zu lange hält man es vor der Kamera nicht aus).
Normalerweise waren unsere BarCamps Ganztages- oder Halbtagesevents und die Kombination aller Elemente des BarCamps waren sehr wichtig für deren Erfolg. Wir wussten aber auch, dass vierstündige Konferenzen das höchste der Gefühle sind. So führen wir die virtuellen BarCamps zweiteilig durch, d.h. ein Onboarding und Pitching Event drei Wochen vor der Konferenz und dann die Konferenz an einem halben Tag mit einer verkürzten Einführung.
Wir sind mit «Zoom» als technischer Lösung gestartet, haben aber gelernt, dass diese Lösung einem zu wenig Freiheiten lässt und dass «Wonder» die passendere Lösung ist.
Es wird häufig unterschätzt, welches neue Potential die virtuelle Welt mit den heutigen technischen Möglichkeiten bietet und wir werden unser Format sicher noch weiterentwickeln.
Unsere Community wächst tatsächlich stetig, aber sie verändert sich mit der Zeit. Es gibt zum Beispiel Stammbesucher und Sponsoren, die auf ein virtuelles BarCamp aus unterschiedlichen Gründen prinzipiell verzichten, dafür kommen andere Teilnehmenden hinzu.
Die BarCamps live oder virtuell durchzuführen, hat viele Vor- und Nachteile:
Vorteile
Man nimmt die Teilnehmenden in ihrer Gesamtheit wahr (nicht nur Video)
Infrastruktur des Veranstaltungsorts (Räume, Restaurant, Kaffee)
Erlaubt das übliche Standard-Setting eines BarCamps Open Spaces durchzuführen
Nachteile
Höheres Risiko für den Veranstalter, da Kosten bedeutend höher
Aufwand der Teilnehmenden für die Anreise
Vorteile
Man ist nicht an eine Lokalität gebunden und kann die Teilnahme flexibel gestalten
Eine höhere Flexibilität in der Gestaltung des Anlasses
Kosten sind bedeutend geringer
Kein Anreiseaufwand
Nachteile
Man nimmt den anderen Teilnehmer nur über Video wahr
Vorbereitungszeit als Veranstalter eher höher als live
Aufmerksamkeitsspanne geringer
Meine Leidenschaft ist es, Strategien zu entwickeln und umzusetzen, Menschen kennenzulernen, zu vernetzen und gemeinsam ein angestrebtes Ziel zu erreichen. Ich liebe es aus Gewohnheiten auszubrechen und innovative Methoden oder Instrumente auszuprobieren. Ich bin Unternehmensberater vor allem in den Bereichen Unternehmungsentwicklung, Transformation, HR-Beratung und Interim Management. Ich bin auch Sparringpartner von Unternehmern und Führungskräften. Meine anderen Interessen sind Familie, Sport, Nachhaltigkeit (Ökologie), welche ich unter anderem als Fussballtrainer und als Mitglied diverser Nachhaltigkeitsinitiativen wahrnehme.